Bloß nicht kratzen

Lidekzem: Allergene meiden

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Berlin -

Gerötete Augenlider und das drängende Bedürfnis, sich ständig die Augen mit den Händen zu reiben: Viele Allergiker:innen kennen das Problem während der Pollensaison. Aber auch andere Allergene oder Erkrankungen können ein Lidekzem verursachen, das sollte bei der Beratung in der Apotheke berücksichtigt werden.

Das Lidekzem, auch Liddermatitis genannt, ist eine nicht-infektiöse Hauterkrankung am Augenlid. Symptome sind Schwellungen, Rötungen, aber auch Juckreiz, trockene Hautstellen bis hin zur Hautschuppung. In der Regel sind beide Augen betroffen, die Beschwerden können sowohl an den unteren als auch den oberen Lidern auftreten. Die häufigste Ursache ist eine allergische Kontaktdermatitis.

Allergische Kontaktdermatitis

Der wohl bekannteste und häufigste Auslöser einer allergischen Kontaktdermatitis ist Nickel. Die Kontaktallergie wird als Spättypreaktion bezeichnet, denn die ersten Symptome treten meist erst nach etwa 12 bis 24 Stunden auf. Diese verzögerte Reaktion hat ihren Ursprung in einer Sensibilisierungsphase. Wenn der Betroffene mit dem Allergen in Kontakt kommt, findet im Körper unbemerkt eine Aktivierung von spezifischen T-Zellen in den Lymphknoten statt. Bei erneutem Kontakt können die Zellen aktiviert werden und lösen die spürbare Enzymreaktion aus. Es kommt zu Rötung, Juckreiz, Schwellung oder Bläschenbildung. Die Allergie vom Typ IV kann auch noch viele Jahre nach der Sensibilisierungsphase auftreten.

Auslöser identifizieren

Auslöser für eine allergische Kontaktdermatitis können neben Nickel auch Duft-, Konservierungs- und Aromastoffe sein. Auch Chromsalze, die in Lederprodukten enthalten sein können oder Salbengrundlagen wie Wollwachs und Arzneimittel zählen zu den potenziellen Allergenen einer Kontaktdermatitis.

Für die Symptomatik am Auge sollten besonders Gesichts- oder Körperpflege-Produkte, Kosmetika oder Duschgele, Kontaktlinsenmittel, Kosmetika, Augentropfen und Konservierungsmittel in Betracht gezogen werden. Auch eine „Verschleppung“ der Allergene zu den Augen ist möglich, beispielsweise von Händen oder Haaren: Es kommen also auch allergische Reaktionen auf Spülmittel, Handcreme, Haarfarbe oder Acrylate in künstlichen Nägeln in Frage.

Nicht die Augen reiben

Am Augenlid ist die Haut empfindlich und dünn. Zusätzlich befinden sich dort nur wenige Talgdrüsen, dadurch ist die Hautschutzbarriere noch schwächer. In der Hautfalte des Lides können sich außerdem Allergene wie Pollen & Co leicht sammeln. Die feuchte Umgebung durch tränende Augen begünstigt auch das Wachstum von Mikroorganismen.

Wenn das Auge tränt und juckt, reiben Patient:innen häufig mit den Fingern oder Handballen die Augen: Dadurch können Allergene, Dreck, Feinstaub und auch Mikroorganismen leichter in die sowieso dünne Haut eindringen. Kratzen an der empfindlichen Haut erhöht das Risiko für Infektionen. Daher sollte das Augenreiben vermieden werden und stattdessen die tränenden Augen beispielsweise mit einem Taschentuch abgetupft werden.

Bei der Beratung in der Apotheke sollten Allergien und chronische Hauterkrankungen abgefragt werden. Weitere Ursachen für das Lidekzem können beispielsweise eine atopische Dermatitis (Neurodermitis), ein seborrhoisches Ekzem oder Psoriasis sein. Die Diagnose wird durch den Arzt oder die Ärztin gestellt, diese:r kann auch auf die entsprechenden Allergene testen. Ist ein Allergieauslöser identifiziert und kann gemieden werden, heilt das Lidekzem in der Regel nach einigen Tagen bis Wochen ab.

Tipps für die Beratung

  • Hautschutzbarriere am Auge stärken: ausgewiesene Gesichts- und Augenpflegeprodukte verwenden (kriechen nicht ins Auge, frei von Duftstoffen)
  • milde Seife und mildes Shampoo verwenden
  • auf Kosmetika verzichten, Pflegeprodukte weglassen (dann schrittweise wieder einführen)
  • Augen nicht reiben oder kratzen
  • bei Pollenallergie: abends duschen, Straßenkleidung nicht ins Schlafzimmer, häufiger staubsaugen, auf dem Land abends und in der Stadt morgens lüften

Behandlungsmöglichkeiten

Freiverkäuflich

  • Cardiospermumsalben: hautpflegend, entzündungshemmend
  • Feuchtigkeitspflegen mit Dexpanthenol, Ectoin: wundheilungsfördernd, Stärkung der Hautbarriere
  • orale Antihistaminika: lindern den Juckreiz

Rezeptpflichtig

  • topische Glucocorticoide: in der Regel 1x täglich auftragen, Therapiedauer auf 1-2 Wochen begrenzt (cave: können den Augeninnendruck erhöhen, Infektionen begünstigen und zu einem Glaukom oder Katarakt führen)
  • topische Calcineurinhemmer (Pimecrolimus, Tacrolimus): immunmodulierend
  • ggf. auch systemische Glucocorticoid-Therapie
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