GVSG als Vorteil für Versender

Weniger Praxisbesuche – weniger Kunden?

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Berlin -

Der Standortvorteil von Apotheken in direkter Nähe zu Arztpraxen könnte bald an Bedeutung verlieren. Durch die neue Vorhaltepauschale müssen viele chronisch kranke Patientinnen und Patienten künftig nur noch einmal im Jahr in die Praxis – und Rezepte lassen sich digital als E-Rezept abrufen. Die Sorge wächst, dass sich Rx-Umsätze dadurch verlagern: hin zu anderen Apotheken – oder zu Versandapotheken, die ebenfalls um diese Zielgruppe werben.

In den letzten Monaten seiner Amtszeit hat Ex-Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) trotz Ampel-Aus noch Reformvorhaben durchsetzen können – darunter auch das Gesundheitsversorgungsstärkungsgesetz (GVSG). Auch wenn das Gesetzespaket keine direkten Neuregelungen für Apotheken enthält, könnte insbesondere die vorgesehene Änderung in der Versorgung chronisch Kranker durchaus Folgen für Apotheken haben.

Im GVSG ist unter anderem die Einführung einer Versorgungspauschale vorgesehen, die Ärztinnen und Ärzte für die Behandlung erwachsener Patientinnen und Patienten mit chronischen Erkrankungen abrechnen können – vorausgesetzt, diese benötigen dauerhaft bestimmte Medikamente, jedoch keinen intensiven Betreuungsaufwand. Ziel dabei ist es, unnötige Arzt-Patienten-Kontakte zu vermeiden und die überfüllten Arztpraxen zu entlasten.

Rezepte für Dauermedikationen können dann – dank E-Rezept – auch ohne Praxisbesuch digital auf der elektronischen Gesundheitskarte (eGK) hinterlegt werden, sodass sie nicht mehr persönlich abgeholt werden müssen. Die Pauschale wird pro Patient berechnet, unabhängig davon, wie oft dieser tatsächlich die Praxis aufsucht – nicht mehr quartalsweise.

Verlagert sich der Rx-Umsatz?

Das Problem? Gerade Apotheken, die sich in unmittelbarer Nähe zu Arztpraxen oder in Ärztehäusern befinden, könnten dadurch Kundschaft verlieren. Bislang holen viele Patientinnen und Patienten ihre Medikamente überlicherweise direkt nach dem Arztbesuch in der nächstgelegenen Apotheke. Wenn künftig jedoch nur noch ein einziger Praxisbesuch pro Jahr nötig ist, könnte sich der Rx-Umsatz verlagern – hin zu Apotheken in Wohnortnähe oder auch zu Versandapotheken, die eine langfristige und regelmäßige Belieferung anbieten und bewerben.

Shop Apotheke und DocMorris setzen stark auf diesen Bereich; sie rufen sogar bei Praxen an. Bei der Generalversammlung von DocMorris machte CEO Walter Hess neulich klar, dass er genau hier das Wachstumspotenzial sieht: „Das Wiederholungsrezept wird kommen, wenn die Ärztinnen und Ärzte nur noch einmal im Jahr bezahlt werden statt über die Quartalspauschale.“ Er rechne damit, dass diese Änderung bald kommen wird, voraussichtlich Anfang des kommenden Jahres. „Dann können wir optimale Services anbieten. Jetzt sind alle Weichen für eine erfolgreiche Zukunft gestellt.“

Was noch fehlt, ist die Vergütung. Laut Gesetz soll der Bewertungsausschuss bis zum 31. August die Regelungen für die Pauschale im einheitlichen Bewertungsmaßstab festlegen.

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