In Nordrhein-Westfalen hat sich erneut ein SPD-Politiker zum Kurz-Praktikum in eine Apotheke begeben: Der Bundestagsabgeordnete Siegmund Ehrmann besuchte in Krefeld die Mauritius-Apotheke von Klaus Mellis und verschaffte sich einen Einblick in den Arbeitsalltag.
Mellis hatte Ehrmann zu sich eingeladen, als sich in der Debatte um das Apothekenhonorar die Erhöhung um 25 Cent abzeichnete. Mehr als drei Stunden hatte sich der Abgeordnete nun Zeit genommen. Ehrmann ist Mitglied im Parlamentsausschuss für Kunst und Medien und hat mit Gesundheitspolitik nicht direkt zu tun.
„Ich bin schon sehr zufrieden, dass er überhaupt gekommen ist“, sagt Mellis. Weil Ehrmann nicht in der Materie sei, habe er umso mehr lernen können: Gleich zu Beginn des „Praktikums“ wurde Ehrmann mit den Rabattverträgen konfrontiert. Er war überrascht, an wie vielen Stellen den Apotheken Kosten entstehen, etwa wenn zahlreiche Arzneimittel im Lager vorrätig gehalten werden müssen.
Erstaunt war der Abgeordnete über den enormen Kostendruck und den intensiven Wettbewerb zwischen den Apotheken. Dass vom Apothekenhonorar noch der Kassenabschlag abgezogen wird, sei dem Abgeordneten nicht bewusst gewesen, so Mellis.
Der Apotheker hat dem Abgeordneten ausführlich die Honorierung von Leistungen erklärt. In der Rezeptur erläuterte Mellis die mit der neuen Apothekenbetriebsordnung (ApBetrO) gestiegenen Qualitätsanforderungen bei der Rezepturherstellung. Dabei verwies der Apotheker darauf, dass das Honorar in keinem Zusammenhang zum Aufwand stehe. Den erlebte der Abgeordnete hautnah, als er in der Rezeptur Kapseln anfertigte.
Ehrmann zeigte sich zufrieden mit seinem Praktikum: Er habe viel aus der Praxis erfahren, das er mit nach Berlin nehmen könne. Besonders die Beratung ist dem Abgeordneten aufgefallen: „Das leistet kein Internet.“
Auch Mellis sieht den Besuch als positives Erlebnis. So habe Ehrmann viele Dinge sehen können, die Abgeordneten sonst verborgen blieben. Er kann sich vorstellen, weitere Politiker einzuladen.
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