Apothekenreform

Referentenentwurf: Neue pDL nur auf Rezept

, Uhr
Berlin -

Die pharmazeutischen Dienstleistungen (pDL) sollen in den Apotheken an Bedeutung gewinnen. Darum plant das Bundesgesundheitsministerium (BMG) eine Ausweitung der pDL – auch im Bereich der Prävention. Dazu werden neue pDL gesetzlich vorgegeben. Zudem sollen Ärzt:innen pDL verschreiben können und Apotheken diese in der elektronischen Patientenakte (ePA) dokumentieren. Die Ideen sind im Entwurf eines Gesetzes zur Weiterentwicklung der Apothekenversorgung (Apothekenversorgung-Weiterentwicklungsgesetz – ApoVWG) festgehalten.

Durch die Weiterentwicklung der pDL ergebend sich für die Gesetzliche Krankenversicherung (GKV) keine Mehrausgaben, da die Vergütung aus dem Nacht- und Notdienstfonds (NNF) bezahlt werde, heißt es im Entwurf. Zudem werden die pDL um vier weitere Angebote erweitert, die einmal pro Jahr in Anspruch genommen werden können. Für die Dokumentation werden die pDL und ihr Ergebnis benötigt. Die Doku kann auch auf PTA übertragen werden.

Das sind die neuen pDL

Beratung mit Messungen zu Risikofaktoren von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes mellitus

Apotheken sollen zu verhaltensbezogenen Risikofaktoren wie beispielsweise Aspekte des Lebensstils wie Rauchen, Bewegungsmangel, Fehlernährung und Stress sowie zu Risikoerkrankungen wie Diabetes mellitus, Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen und Adipositas beraten. Außerdem sollen Patient:innen zu Möglichkeiten der lebensstilbezogenen Prävention und zu Früherkennungsangeboten aufgeklärt werden. Dabei sollen insbesondere Blutdruckmessungen und Bestimmungen des Body-Mass-Index (BMI) berücksichtigt und geeignete etablierte Risikobewertungsmodelle verwendet werden.

Beratung in Form einer Kurzintervention zur Prävention tabakassoziierter Erkrankungen

Wie auf dem Deutschen Apothekertag (DAT) von Delegierten gefordert, wird die pDL „Tabakentwöhnung“ gesetzlich verankert und der Begriff „Kurzintervention“ eingeführt. Dieser bezieht sich auf eine strukturierte, zeitlich begrenzte Maßnahme, die darauf abzielt, Verhaltensänderungen herbeizuführen. Apotheken bieten einen niedrigschwelligen Zugang zu Beratungen, um aufhörwillige Raucher:innen bei der Entwöhnung zu unterstützen oder Menschen mit geringerer Aufhörbereitschaft zur Tabakentwöhnung zu motivieren. Das Ziel: das Bewusstsein für die negativen Auswirkungen des Tabakkonsums schärfen, die Motivation zum Aufhören stärken und konkrete Schritte zur Veränderung fördern, um das Risiko tabakassoziierter Erkrankungen zu reduzieren. Umgesetzt werden soll dies durch kurze, zielgerichtete Gesprächs- oder Beratungssitzungen.

Pharmazeutisches Medikationsmanagement bei komplexer oder neu verordneter Dauermedikation

Die neue pDL soll eine optimierte Arzneimitteltherapie durch eine Therapieeinstellung oder -begleitung in einer Apotheke während einer ärztlichen Behandlung bieten. Dazu ist eine Medikationsanalyse die Grundlage. Die Maßnahme könne genutzt werden, um eine effiziente Behandlung oder eine verbesserte Therapietreue zu fördern. Die neue pDL ist immer ärztlich zu verschreiben. Es sollte in der ärztlichen Entscheidung liegen, ob eine stärkere pharmazeutische Betreuung nötig ist.

Erweiterte Einweisung in die korrekte Arzneimittelanwendung mit Autoinjektoren

Der korrekte Umgang mit Autoinjektoren könne nicht nur Leben retten bei der Anwendung von Adrenalinpens bei allergischen Schocks, sondern sei auch bei der Therapie von vielfältigen chronischen Erkrankungen mit häufig teuren Arzneimitteln relevant. Eine richtige Anwendung fördere einen effizienten Gebrauch.

Bei bestimmten pDL muss mit Ärzt:innen interagiert werden. Daher ist bei einigen eine Rückmeldung an die behandelnde/verschreibende Person elektronisch beispielsweise über den TI-Messenger (TIM) oder die Kommunikation im Medizinwesen (KIM) vorgesehen:

  • erweiterte Medikationsberatung bei Polymedikation: behandelnder Hausarzt ist zu informieren
  • pharmazeutische Betreuung von Organtransplantierten und pharmazeutische Betreuung bei oraler Antitumortherapie: behandelnder Arzt ist zu informieren
  • erweiterte Einweisung in die korrekte Arzneimittelanwendung mit Üben der Inhalationstechnik: verschreibender Arzt ist zu informieren

Generell gilt

pDL umfassen insbesondere Maßnahmen der Apotheken zur Prävention und Früherkennung von Erkrankungen und Erkrankungsrisiken sowie zur Verbesserung der Sicherheit und Wirksamkeit einer Arzneimitteltherapie, insbesondere bei:

  • der Anwendung bestimmter Wirkstoffe, die nur in besonderen Therapiesituationen verordnet werden,
  • der Behandlung chronischer schwerwiegender Erkrankungen,
  • der Behandlung von Patienten mit Mehrfacherkrankungen und Mehrfachmedikation und
  • der Behandlung bestimmter Patientengruppen, die besondere Aufmerksamkeit und fachliche Unterstützung bei der Arzneimitteltherapie benötigen.

„Diese pharmazeutischen Dienstleistungen sollen insbesondere die pharmazeutische Betreuung von Patientinnen und Patienten in Gebieten mit geringer Apothekendichte berücksichtigen“, heißt es zudem im Referentenentwurf.

Guter Journalismus ist unbezahlbar.
Jetzt bei APOTHEKE ADHOC plus anmelden, für 0 Euro.
Melden Sie sich kostenfrei an und
lesen Sie weiter.
Bitte geben Sie eine gültige E-Mail-Adresse ein.
Newsletter
Das Wichtigste des Tages direkt in Ihr Postfach. Kostenlos!

Hinweis zum Newsletter & Datenschutz

Neuere Artikel zum Thema
Mehr zum Thema
Diskussion über Versandhandel
Streeck: Cannabis vs. Tilidin
Anrufung des Vermittlungsausschusses
Spar-Paket-Stopp gefährdet GKV-Entlastung
Mehr aus Ressort
Pharmazieräte warnen vor Missbrauch
Chefvertretung: Zu anspruchsvoll für PTA