Porträt

Präsident der Bundesärztekammer

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Auf den ersten Blick wirkt er eher zurückhaltend und harmlos: Er spielt Geige und liebt die Oper. Doch wer ihn kennt, weiß, wie energisch Professor Dr. Dr. h.c. Jörg-Dietrich Hoppe gegenüber der Politik, aber auch innerhalb seines Berufsstandes auftreten kann. Ohne die entsprechende Durchsetzungskraft kann sich niemand bei knapp 400.000 deutschen Ärzten Gehör verschaffen. Hoppe schafft dies - entgegen vorauseilender Befürchtungen.

Denn als Hoppe 1999 auf dem 102. Deutschen Ärztetag in Cottbus zum Präsidenten der Bundesärztekammer (BÄK) und des Deutschen Ärztetages gewählt wurde, dachten viele, dem ausgeglichenen Mann aus dem Rheinischen würden die Fußstapfen seines Vorgängers Karsten Villmar schnell zu groß. Doch Hoppe überraschte nicht nur seine heimlichen Fans, sondern insbesondere seine Kritiker. Bereits seit 1993 ist er Präsident der Ärztekammer Nordrhein.

Als Sohn eines Studiendirektors wurde der Mediziner 1940 in Thorn an der Weichsel im heutigen Polen geboren und musste als Kind mit den Eltern fliehen. Er begann 1960 sein Medizinstudium in Köln, obwohl er gerne von einer Musikerkarriere träumte. Als Medizinalassistent und anschließend als Assistenzarzt in der Inneren Medizin bildete er sich in der Pathologie und Allgemeinmedizin weiter. Danach war Hoppe Oberarzt für Pathologie in Solingen und Düren. Heute ist er Chefarzt des Instituts für Pathologie des Krankenhauses Düren. Seit vielen Jahren lehrt er am Institut für Rechtsmedizin und ist Honorarprofessor an der Medizinischen Fakultät der Universität Köln.

Früh engagierte Hoppe sich in der Standespolitik: Seit 1975 ist er Mitglied im Vorstand der BÄK, 1979 wurde er Vorsitzender des Marburger Bundes. Mittlerweile ist er dort Ehrenvorsitzender auf Lebenszeit.

Hoppe fürchtet ein Gesundheitssystem, das sich immer stärker nach ökonomischen Aspekten richtet. Bürokratisierung und Verstaatlichung des deutschen Gesundheitswesens sind ihm ein Graus. Vielmehr fordert er das Recht jedes Patienten auf eine gute ärztliche Versorgung. Er wünscht sich eine vertrauensvolle und individuelle Patienten-Arzt-Beziehung; Ärzte müssen sich nach Hoppes Verständnis so intensiv wie möglich um ihre Patienten sorgen können. Auch für verbesserte Arbeitsbedingungen in Kliniken und bessere Berufschancen für junge Mediziner tritt der BÄK-Präsident ein. Immer wieder bekundet Hoppe seine Ablehnung gegenüber der Sterbehilfe.

Im Zusammenwachsen Europas sieht Hoppe Chancen für das Gesundheitswesen. Effizientere Strukturen und Behandlungsmöglichkeiten könnten die Folge sein. Besondere Aufmerksamkeit widmet er den osteuropäischen Ländern und hilft dort beim Aufbau eines selbstverwalteten Gesundheitswesens.

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