Hausärzte protestieren gegen Reformpläne

Neue Rechte für Apotheken: „Gefahr für Patientensicherheit“

, Uhr aktualisiert am 17.09.2025 11:16 Uhr
Berlin -

Zur Eröffnung des Deutschen Apothekertages (DAT) heute in Düsseldorf hat Nina Warken (CDU) die Pläne zur Apothekenreform aus ihrem Haus vorgestellt. Während die Apothekerschaft die erhoffte Honorarerhöhung vermisst, laufen die Ärzt:innen gegen die nun vom Bundesgesundheitsministerium (BMG) geplanten Kompetenzerweiterungen für die Apotheker:innen. Eigenmächtige Chroniker-Versorgung und weitere Impfbefugnisse seien eine „Gefahr für die Patientensicherheit“.

„Die Pläne des Bundesgesundheitsministeriums zur vermeintlichen Stärkung der Apotheken sind ein Dammbruch und eine Gefahr für die Patientensicherheit. Wir fordern das Bundesgesundheitsministerium dringend auf, die Notbremse zu ziehen und dieses Vorhaben zu stoppen! Das wird weder die Versorgung der Patientinnen und Patienten verbessern noch die Arztpraxen entlasten“, so die Bundesvorsitzenden des Hausärztinnen- und Hausärzteverbandes, Professor Dr. Nicola Buhlinger-Göpfarth und Dr. Markus Beier in einer Erklärung.

Eigenmächtige Rx-Abgabe

„Mit dem Vorhaben, Apotheken die Möglichkeit zu geben, zukünftig verschreibungspflichtige Arzneimittel eigenständig zu verschreiben und dann auch gleich abzugeben, überschreitet die Politik eine rote Linie. Apothekerinnen und Apotheker werden hier mit Aufgaben betraut, für die es ein Medizinstudium braucht“, sagen sie weiter. Nicht nur Folgerezepte soll es in Apotheken geben, sondern bei bestimmten Erkrankungen sogar die Erstverschreibung, mahnen sie.

„Im Klartext bedeutet das: In Zukunft werden verschreibungspflichtige Arzneimittel abgegeben, ohne dass eine Ärztin oder ein Arzt die Patientin oder den Patienten überhaupt zu Gesicht bekommen hat! Wie soll denn eine Apothekerin oder ein Apotheker am Tresen feststellen, ob es sich um eine unkomplizierte Erkrankung handelt und nicht beispielsweise um eine Lungenentzündung? Das ist ohne ärztliche Untersuchung nicht möglich!“

Die Pläne aus dem BMG seien daher „ein gefährliches Vorhaben“. Die Hausärzt:innen müssten sich „klar und entschieden gegen diesen Rückschritt wehren“. Die Reformideen könnten zudem auch nicht im Sinne der Apotheker:innen sein.

„Impfen in Apothehen kaum genutzt“

Auch gegen die Ausweitung des Impfangebotes wehrt sich der Verband. Impfen dürften Apotheker:innen schon länger, genutzt würde das kaum. „Die Politik ignoriert diese Erfahrungen jedoch einfach und möchte die Kompetenzen der Apotheken bei den Impfungen sogar noch weiter ausbauen! Wir wissen inzwischen aus zahlreichen Studien und Untersuchungen, dass die Impfquoten durch eine bessere Koordination gesteigert werden, nicht, indem man immer neue Impfstellen schafft.“

Das bereits „überkomplexe Gesundheitswesen“ würde durch die Umsetzung der heute vorgestellten Pläne nur noch unübersichtlicher werden. „Das ist genau das, was es nicht braucht und ein echter Rückschlag für die Versorgung.“

Patientensicherheit gefährdet

„Mit großer Sorge für die Patientensicherheit“ sieht auch die Kassenärztliche Vereinigung Baden-Württemberg (KVBW) die angekündigten erweiterten Tätigkeitsfelder für Apotheken. „Wenn Apotheker, die in ihrem Pharmaziestudium nie Medizin gelernt haben, künftig verschreibungspflichtige Medikamente ohne Rezept abgeben dürfen, ohne einen Patienten vorher fachgerecht untersuchen zu können, mache ich mir große Sorgen“, so Vorstandsvorsitzender Dr. Karsten Braun.

„Mögliche Impfkomplikationen bis hin zum Kreislaufkollaps oder allergischen Schock können in Apotheken nicht zeitnah und fachgerecht wie beim Arzt versorgt werden, und die medizinische Aufklärung vor jeder Impfung berücksichtigt den einzelnen Patienten mit Medikation und Vorerkrankungen. Auch Impfungen sind weit mehr als ein Pieks“, ergänzt Vorstandskollegin Dr. Doris Reinhardt.

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