Kommentar

Der Griff in die Lohntüte

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Berlin -

In Zeiten von Rabattverträgen, Zuzahlungen und Billig-Hilfsmitteln werden die Gehälter der Kassenchefs schnell zum Politikum: Bei den Versicherten wird gespart und „die da oben“ machen sich die Taschen voll – so der plakative Vorwurf. Die Regierung will den Kassen deshalb auf die Finger schauen. Die wehren sich und haben damit sogar recht – ein bisschen.

Die Vorstandsvorsitzenden der großen Kassen und das Spitzenpersonal ihres Spitzenverbands verdienen allesamt sechsstellig. TK-Chef Dr. Jens Baas streicht mit 276.450 Euro jährlich das Topgehalt ein. Dass bei solchen Summen nicht nur die Bild-Zeitung, sondern auch das BMG hellhörig wird, liegt nahe. Künftig soll das Bundesversicherungsamt als Aufsicht einen Blick in die Lohntüten werfen.

Die Barmer GEK – deren Chef Dr. Christoph Straub jährlich ebenfalls eine Viertelmillion einstreicht – protestiert: Der Wettbewerb um optimale Versorgungslösungen werde erlahmen, warnt der Verwaltungsrat. Was das eine mit dem anderen zu tun hat, erschließt sich nicht unmittelbar.

Gerade die Kassen müssten sich zumindest Nachfragen gefallen lassen. Denn bei jeder Diskussion um Ausgaben führen sie dasselbe Argument ins Feld: Die Beiträge der Versicherten müssen mit Bedacht und Vorsicht eingesetzt werden. Das ist richtig, sollte dann aber auch für die Vorstandsgehälter gelten.

Es gibt durchaus gute Gründe, die Kassenchefs gut zu bezahlen. Die Verwaltung von Milliardenbeiträgen überlässt man lieber fähigen Managern – die auch zu den Kassen geködert werden müssen. Aber auch Barmer, AOK & Co. müsste daran gelegen sein, dass das Ganze nicht wie ein Selbstbedienungsladen aussieht.

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