Kommentar

(K)eine Frage der Hygiene

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Eine Woche nach dem tragischen Tod von drei Säuglingen an der Uniklinik Mainz ist noch unklar, wer die Verantwortung für die verunreinigten Infusionslösungen trägt. Fest steht aber bereits: Ursache war kein Hygiene-, sondern ein Materialproblem. Doch das ist längst Nebensache: Deutschland diskutiert über die Zustände auf Krankenhausstationen.

Multiresistente Keime, unzureichende Desinfektionen und tödliche Folgen für Patienten sind die Bausteine der Debatte, die im Lauf der Woche immer intensiver, immer lauter geführt wurde. Gerufen wurde erst nach Hygieneregeln, dann nach Kontrollen und Sanktionsmöglichkeiten.

Das alles ist legitim. Ein Blick in die Nachbarländer zeigt, dass die Diskussion längst überfällig ist. Doch genau da liegt das Problem: Defizite bei der Hygiene und multiresistente Keime sind kein neues Phänomen. Krankenhäuser, Unternehmen, Verbände und Politiker: Sie alle wissen seit Jahren Bescheid. Nun, nach dem Tod der Frühchen, werden liegen gelassene Forderungen aus den Schubläden gekramt, notdürftig entstaubt und der Öffentlichkeit vorgesetzt.

Dass verschiedene Akteure die Mainzer Tragödie als Kulisse für Botschaften in eigener Sache nutzen, mag beschämen. Politiker und Behörden sollten sich davon nicht irritieren lassen, sondern zeigen, dass sie es mit ihren Verbesserungsplänen ernst meinen. Denn auch wenn sich für den Mainzer Infusionsskandal am Ende vielleicht niemand zur Rechenschaft ziehen lässt: Verantwortlich für das Wohl der Patienten ist am Ende immer die Gesundheitspolitik. Das ist ja das Besondere.

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