Kommentar

Landidylle bei den Krankenkassen

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Berlin -

Krankenkassen sollten sich um die Versorgung ihrer Versicherten kümmern. Statt aber Versorgungsprobleme zu lösen, wollen sie manchmal lieber zeigen, dass es gar keine Schwierigkeiten gibt: Wo kein Problem, da ist auch nichts zu lösen. So zum Beispiel beim Thema Ärztemangel: Die Barmer GEK hat eine Studie in Auftrag gegeben, die zeigt, dass eigentlich alle ganz zufrieden mit der Versorgung sind.

In einer Umfrage untersuchte die Barmer, wie zufrieden die Bürger mit der Erreichbarkeit und der Anzahl der Haus- und Fachärzte sind. Die Befragung war repräsentativ für die gesamte Bevölkerung – nicht aber für die eigentliche Zielgruppe: die Alten, Schwachen und Kranken.

Entsprechend positiv ist das Ergebnis der Umfrage: Die meisten sind zufrieden – Jüngere mehr als Ältere, und Menschen, die weiter zum Arzt fahren müssen, etwas weniger.

Das sei allerdings kein Problem, weil Menschen auf dem Land lange Wege ja eh gewohnt seien, erklärt die Barmer. Und schlussfolgert, dass der vermeintliche Ärztemangel von der Bevölkerung ja gar nicht wahrgenommen wird. Problem aus der Welt geschafft, wenn auch nicht gelöst.

Unterdessen bemühen sich die Kassenärztlichen Vereinigungen und die Länder darum, mehr Ärzte aufs Land zu locken: Stipendien für Medizinstudenten, Zuschläge für die eigene Praxis oder bessere Arbeitsbedingungen in Gemeinschaftspraxen sind nur einige Maßnahmen, mit denen versucht wird, dem drohenden Ärztemangel entgegenzuwirken. Die Krankenkassen sind mehr damit beschäftigt, den Ärztemangel zu leugnen.

Natürlich gibt es eine Landflucht, und natürlich verschwinden auch Supermärkte und Drogerien aus den Dörfern. Man könnte also schlussfolgern, dass alte, immobile Patienten, die oft zum Arzt oder in die Apotheke müssen, nicht aufs Land gehören. Dann sollte man aber auch dazu stehen.

Statt Studien zu finanzieren und zu zeigen, dass es zurzeit gar keine Schwierigkeiten gibt, sollten sich die Krankenkassen den Ärzten anschließen und sich darum kümmern, dass die Versorgung auch in Zukunft sichergestellt ist.

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