Zwangsabo und Immobilie

Avoxa: 50 Millionen auf der hohen Kante

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Berlin -

Wie viel Geld steckt wirklich im „System Abda“? Um hier Transparenz zu gewinnen, müsste man nicht nur beim Dachverband selbst und seinen 34 Mitgliedsorganisationen nachschauen, sondern auch bei nahestehenden Organisationen sowie den Beteiligungen und wirtschaftenden Töchtern. Alleine die Avoxa hatte zuletzt rund 50 Millionen Euro auf der hohen Kante.

Die über Treuhänder – Dr. Armin Hoffmann, Stefan Fink, Dr. Hans-Peter Hubmann und Friedemann Schmidt – zur Abda gehörende Avoxa wies Ende 2023 einen Kassenbestand in Höhe von 42 Millionen Euro aus, hinzu kommen mehr als 8 Millionen Euro an Wertpapieren. Die Rücklagen liegen seit Jahren auf diesem hohen Niveau, die ungefähr einem kompletten Jahresumsatz entsprechen – selbst in Abda-Kreisen war man davon überrascht. Was der Grund dafür ist und wozu sie dienen sollen, war auf Nachfrage nicht zu erfahren: Eine Anfrage dazu blieb unbeantwortet.

Das Unternehmen der Standesvertretung verdient an vielen Stellen an den Auflagen mit, die die Apotheken durch gesetzliche oder berufsrechtliche Vorgaben einhalten müssen: Über die Beiträge wird etwa das Zwangsabo der Pharmazeutischen Zeitung (PZ) finanziert, hierbei handelt es sich um mehr als 2 Millionen Euro pro Jahr. Die in jeder Apotheke vorzuhaltende Fachliteratur kommt ebenfalls aus Eschborn, genauso wie die Ergänzungslieferungen von DAC/NRF, die auch der Abda zuletzt rund 400.000 Euro brachten. Nicht vorgeschrieben, aber dringend als QM-Maßnahme von den Kammern empfohlen sind die Pseudo-Customer-Besuche.

55 Millionen Euro Umsatz in 2023

All das bringt kontinuierliche Zuflüsse. Auf 55 Millionen Euro summierten sich 2023 die Umsätze der Avoxa, wobei knapp 25 Millionen Euro auf den Verlagsbereich entfielen und knapp 9 Millionen Euro auf den Veranstaltungsbereich (Expopharm, Pharmacon).

Rund 20 Millionen Euro kommen außerdem aus dem Geschäftsbereich Abdata. Hier werden die von der Informationsstelle für Arzneispezialitäten (IfA) bereitgestellten Industrieinformationen sowie die Vertragsdaten der Kassen für den Artikelstamm gebündelt, der in der Warenwirtschaft der Apotheken genutzt wird.

Pro Jahr bleibt unter dem Strich ein Überschuss von rund 8 Millionen Euro hängen; als in der Pandemie Messe und Kongresse ausfielen, spülte stattdessen der Vertrieb von Masken neue Erlöse in die Kassen. Auch hier half die Anbindung an die Abda: Weil die aus einer „seriösen“ Bezugsquelle kam, spielte der Preis für Apotheken mitunter eine untergeordnete Rolle.

Gewinne künftig für Immobilieninstandhaltung

Jahr für Jahr schüttet die Avoxa rund vier Millionen Euro an die Abda aus; zieht man die Zuschüsse aus den Zwangsabos ab, ist das Unternehmen also auch eine wichtige wirtschaftliche Größe im Konstrukt. Das Apothekerhaus in der Heidestraße wurde dank einer Sonderausschüttung der Avoxa in Höhe von 19 Millionen Euro im Jahr 2021 abbezahlt.

Doch damit soll jetzt Schluss sein. Die Gewinne der Avoxa sollen künftig zum Aufbau einer Instandhaltungsrücklage für die Immobilien genutzt werden – eine entsprechende Ankündigung hatte bereits vor einem Jahr zum Eklat geführt. Nach dem neuen Haushaltsplan, der heute verabschiedet werden soll, sollen die Zuflüsse in den kommenden Jahren zurückgefahren und bis 2028 halbiert werden. Parallel sollen die Ausgaben für die PZ wegen höherer Produktions- und Vertriebskosten sowie die ebenfalls an die Avoxa ausgelagerte IT deutlich steigen.

Das Gebäude der Abda in Eschborn
Das Unternehmen sitzt in Eschborn und gehört über Treuhand zur Abda.Foto: APOTHEKE ADHOC

Dass bei der Avoxa weiter Rücklagen angestaut werden, überrascht schon deshalb, weil die Abda selbst ebenfalls auf einem erheblichen Vermögen sitzt. 44 Millionen Euro sind in Immobilien angelegt, 11 Millionen Euro liegen auf den Konten, mehr als zwei Millionen Euro existieren an „sonstigen Vermögensgegenständen“.

Beiträge steigen weiter

Als ob all das keine Rolle spielte, sollen die Beiträge für die Kammern und Verbände – und damit für die Apothekerinnen und Apotheker – weiter kontinuierlich steigen. Geld fließt an vielen Stellen ins System der Standesvertretung ein: Jede und jeder Approbierte muss für die Pflichtmitgliedschaft in der Kammer aufkommen. Als Inhaberin oder Inhaber muss man auch im Verband sein – zumindest wenn man das Apotheken-A nutzen und an Verträgen und Clearingangeboten partizipieren will. Bei besonderem Finanzierungsbedarf gibt es zusätzliche Sonderumlagen, zuletzt etwa für Zentrallaboratorium (Kammern) oder die Gedisa (Verbände).

Hinzu kommen Dienstleistungsgebühren für weitere standeseigene oder -nahe Organisationen und Unternehmen, etwa Gebühren der Rechenzentren, die in einigen Kammerbezirken sogar verpflichtende Teilnahme an Ringversuchen des ZL oder die Kosten für die zuletzt deutlich abgespeckte Präqualifizierung der AfP.

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