Medikationsmanagement

Debatte zum Beratungshonorar

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Münster -

Die Apotheken wollen beim Medikationsmanagement künftig eine größere Rolle spielen. Bei den 3. Münsteraner Gesundheitsgesprächen wurde erneut darüber diskutiert, welche Leistungen der Apotheken wie vergütet werden sollten. Generell zeigt sich die Politik zumindest offen für den Gedanken, dass auch die Beratung honoriert werden müsse.

Der gesundheitspolitische Sprecher der Union, Jens Spahn (CDU), wies auf die wachsende Bedeutung des Medikationsmanagements bei multimorbiden Patienten hin. Es könne nicht sein, dass alte Menschen jeden Tag 20 verschreibungspflichtige Tabletten nähmen und der Kardiologe nicht wisse, was der Hausarzt verschreibe und andersherum. Spahn sprach sich gegen die Einzelabrechnung aus und dafür, alle Leistungen zu honorieren. Konkrete Modelle müssten aber von den Apothekern selbst kommen.

Ähnlich sahen das die Vertreterinnen der Opposition: Maria Klein-Schmeink (Bündnis 90/Die Grünen) sagte: „Wir müssen den Beratungsanteil des Apothekers viel ernster nehmen.“ Die bisherigen Arbeitsteilungen müsse verändert werden. Ihre Kollegin von der Linksfraktion, Katrin Vogler, fügte hinzu: „Wir müssen überlegen, wie wir die Beratung unabhängig von der Einzelpackung vergüten.“

Spahn warnte aber davor, mit Forderungen nach eigenen Entscheidungskompetenzen zu weit zu gehen. Die Entscheidung, was letztlich abgerechnet werde, liege bei den Ärzten, nicht bei den Apothekern. Mit Blick auf das Budgetierungsystem warnte Spahn davor, dass die Apotheker mit ihren Forderungen vielleicht zu weit gehen könnten, so Spahn. Er verwies auf das Medikationsmanagement und das Modellprojekt ARMIN in Sachen und Thüringen. Die Ergebnisse des Pilotprojekts werde die Politik abwarten.

Gabriele Regina Overwiening, Präsidentin der Apothekerkammer Westfalen-Lippe (AKWL), betonte, dass die Arzneimitteltherapiesicherheit und damit auch Entscheidungskompetenzen bei den Apothekern lägen. Wenn ihnen dies mit Verweis auf ärztliche Entscheidungen abgesprochen werde, leide das Selbstwertgefühl der Apotheker, so die Kammerpräsidentin.

Diskutiert wurden auch Versorgungsengpässe auf dem Land: Noch gebe es in Nordrhein-Westfalen keine weiße Flecken, sagte Overwiening. Allerdings auch keine Überversorgung: Mit 2000 Apotheken gebe es derzeit etwa so viele wie 1982. In den vergangenen 14 Jahren sei die Zahl um 10 Prozent gesunken, so Overwiening.

Um diesen Wert wenigstens zu sichern, fordert sie von der Politik „Rahmenbedingungen, die gewährleisten, dass es noch Apotheker gibt, auch wenn der Landarzt nicht mehr da ist, um eine verlässliche Versorgung aufrecht zu erhalten“. Dazu gehöre etwa eine Erweiterung der Kontaktmöglichkeiten zwischen Arzt und Apotheker, Telemedizin oder standardisierte Arbeitsabläufe.

Das Zusammenspiel der verschiedenen Gesundheitsfach- und Heilberufe müsse besser werden, sagte Klein-Schmeink. Neue Versorgungsformen über die Sektorengrenzen hinweg forderte auch Vogler. Insbesondere müsse die stationäre und ambulante Versorgung auf dem Land besser verzahnt werden.

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