Schnellere Terminvergabe

AOK: Freie Arztwahl ist verzichtbar

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Berlin -

68 Prozent der Deutschen würden ihre freie Facharztwahl gegen einen schnelleren Termin beim Facharzt eintauschen, der nach einem Besuch des Hausarztes vermittelt wird. Das ergab eine aktuelle Umfrage von Forsa im Auftrag des AOK-Bundesverbands. Nur 29 Prozent bevorzugen demnach weiterhin die uneingeschränkte freie Facharztwahl.

„Diese Ergebnisse sollten der neuen Regierung Mut machen, das Primärversorgungssystem durch echte Strukturreformen konsequent umzusetzen. Damit könnten einige der drängendsten Probleme in der ambulanten Versorgung gelöst werden“, erklärt AOK-Vorstandsvorsitzende Dr. Carola Reimann. Ein Primärversorgungssystem würde für mehr Patientenorientierung und besseren Zugang sorgen, so Reimann. Zudem könnte es helfen, zahlreiche doppelte oder überflüssige Untersuchungen zu vermeiden, die angespannte Terminvergabe für GKV-Versicherte zu entlasten und insgesamt zu einem effizienteren Einsatz der Beitragsmittel beizutragen.

Ein weiterer Bestandteil des Primärversorgungsansatzes, der der Umfrage zufolge ebenfalls Zustimmung in der Bevölkerung finde, sei das Vorhaben, anderen Gesundheitsberufen – genannt wurden als beispiele Pflegekräften oder medizinischen Fachangestellten – mehr Aufgaben in der Versorgung zu übertragen, um Ärztinnen und Ärzte zu entlasten. Laut Forsa-Umfrage bewerteten 68 Prozent der Befragten dies als sehr gut oder eher gut, 28 Prozent dagegen als schlecht oder eher schlecht.

Diskriminierung bei Terminvergabe

Besonderen Handlungsbedarf sieht die AOK-Gemeinschaft beim Thema Diskriminierung von GKV-Versicherten bei der Terminvergabe. Im Rahmen der Forsa-Umfrage gaben demnach 56 Prozent der gesetzlich Versicherten an, bereits Benachteiligungen gegenüber Privatversicherten bei der Terminvergabe erlebt zu haben. Davon berichten 43 Prozent von Nachteilen bei der telefonischen und 28 Prozent bei der Online-Terminvergabe.

17 Prozent der gesetzlich krankenversicherten Befragten haben zudem angegeben, nur deswegen schon einmal zeitnah einen Arzttermin bekommen zu haben, weil sie zusätzlich oder alternativ eine Selbstzahler- oder IGEL-Leistung gebucht haben. „Das verstößt ganz klar gegen alle Spielregeln und darf so nicht mehr stattfinden. Mit der Reform der ambulanten Versorgung muss die neue Regierung auch die Probleme bei der Terminvergabe an GKV-Versicherte in den Griff bekommen“, kritisiert Reimann.

Es könne nicht sein, dass die Beitragsspirale für GKV-Versicherte stetig steige, während Termine bevorzugt an Privatversicherte vergeben oder Kapazitäten, die eigentlich für gesetzlich Krankenversicherte vorgesehen sind, an vermeintliche freiwillige Zuzahlungen gebunden würden. GKV-Versicherte, die eine dringliche oder komplexere medizinische Versorgung benötigten, müssten diese auch sicher und rechtzeitig erhalten.

Um sicherzustellen, dass sich die Terminvergabe künftig nach medizinischem Behandlungsbedarf und Dringlichkeit richtet, fordert die AOK zusätzlich zur Primärversorgung für ein verbindliches, standardisiertes Ersteinschätzungsverfahren, den Ausbau der Terminvermittlungsstellen der Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen) sowie eine verpflichtende Meldung freier Termine durch Vertragsärzte ein.

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