Medikationsmanagement

Forsa-Fakten zur Polymedikation

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Düsseldorf -

Dass die Apotheker als Medikationsmanager bislang nicht zum Zuge kommen, hat auch damit zu tun, dass sie diese neue Leistung keinesfalls gratis erbringen wollen. Wie viele Patienten von Polymedikation betroffen sind, ist die große Unbekannte in der Rechnung. Jetzt hat die ABDA eine Studie vorgelegt, die zeigt: Im Alter nimmt jeder zweite Patient drei oder mehr Medikamente gleichzeitig.

Im Auftrag der ABDA hatte Forsa 13.200 Bundesbürger ab 18 Jahren zu ihrem Arzneimittelkonsum befragt. 3000 Patienten nahmen drei oder mehr Medikamente ein, das waren 23 Prozent. Hochgerechnet auf die Gesamtbevölkerung ergibt sich damit eine Zahl von 15 Millionen Betroffenen.

Mit zunehmenden Alter steigt der Anteil: Unter den Menschen ab 50 Jahren ist fast jeder dritte von Polymedikation betroffen; bei Menschen ab 70 Jahren ist es sogar jeder zweite. Mehr als fünf Medikamente nehmen laut Studie über alle Altersgruppen 9 Prozent der Befragten; bei der Generation 70+ liegt der Anteil bei 21 Prozent. Je geringer das Bildungsniveau, desto größer der Anteil. Einen Zusammenhang zu Geschlecht, Einkommen oder Wohnsitz (Stadt/Land) gab es nicht.

29 Prozent der Befragten mit drei oder mehr Medikamenten nehmen zusätzlich OTC-Medikamente ein. 54 Prozent haben mehr als einen Arzt: 41 Prozent haben zwei, 13 Prozent sogar drei oder mehr Ärzte. Zum Vergleich: 88 Prozent haben eine Stammapotheke; bei den über 70-Jährigen sind es sogar 92 Prozent.

Das Bewusstsein für die Risiken der Polymedikation ist laut ABDA-Präsident Friedemann Schmidt gering: Nur 40 Prozent der Befragten haben nach eigenen Angaben schon einmal Probleme bemerkt, weil sie beispielsweise Tabletten vergessen, zum falschen Zeitpunkt eingenommen oder verwechselt haben. Bei den über 70-Jährigen sind es nur 36 Prozent.

Ebenfalls überraschend: 53 Prozent der Menschen, die mehr als drei Medikamente einnehmen, haben eine Medikationsliste. Bei den über 70-Jährigen sind es sogar 68 Prozent; bei ihnen ist auch der Zuspruch am größten. „Dieses Instrument ist weiter verbreitet, als wir dachten“, so Schmidt. 70 Prozent finden die Liste nach eigenen Angaben positiv – aber nur 37 Prozent nutzen sie auch.

Das zur ABDA gehörende Deutsche Arzneiprüfinstitut (DAPI) war auf Basis der Verordnungszahlen des Jahres 2011 zu dem Ergebnis gekommen, dass mehr als fünf Millionen Kassenpatienten dauerhaft mehr als fünf Medikamente nehmen, 600.000 sogar mehr als zehn Präparate. Für jeden vierten GKV-Versicherten wurden im Laufe des Jahres fünf oder mehr unterschiedliche Medikamente verordnet, für 8 Prozent mehr als zehn.

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