Protonenpumpenhemmer

Omeprazol mit Rebound-Effekt

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Gerade sind die Protonenpumpenhemmer Omeprazol und Pantoprazol aus der Verschreibungspflicht entlassen worden, da gibt eine Studie Hinweise auf ein mögliches Abhängigkeitspotenzial der Ulkusmittel. Einem dänischen Foscherteam zufolge lässt ein Rebound-Effekt die Magensäureproduktion nach dem Absetzen ansteigen.

Die Forscher vom Universitätskrankenhaus Kopenhagen hatten 120 Patienten vier Wochen lang entweder Esomeprazol, das S-Enantiomer von Omeprazol, oder Placebo einnehmen lassen. Anschließend erhielten beide Gruppen für vier weitere Wochen Placebopräparate.

Mehr als 40 Prozent der Probanden der Verum-Gruppe litten nach Absetzen des Medikamentes an Sodbrennen, saurem Aufstoßen oder Dyspepsie, berichten die Forscher im Fachmagazin „Gastroenterology“. Zum Teil traten die Rebound-Symptome bereits eine Woche nach Therapiewechsel auf.

In der Placebogruppe traten nur bei 15 Prozent der Probanden Beschwerden des Magen-Darm-Traktes auf. Auffällig sei die unterschiedliche Häufigkeit der Symptome in den beiden Gruppen, heißt es in der Studie. Zudem seien Beschwerden in der Placebo-Gruppe während des gesamten Studienzeitraums von zwölf Wochen vorgekommen. Dagegen häuften sich die Symptome in der Verum-Gruppe erst nach der Umstellung auf die Placebo-Medikation.

Die Ergebnisse seien auffallend und hätten klinische und ökonomische Konsequenzen für alle Protonenpumpenhemmer, so die Studienverfasser. Auch im Editorial des Fachmagazins wird ein Umdenken in der Verordnung der Ulkusmittel gefordert. Seit der Markteinführung vor 25 Jahren habe die Behandlung mit den Inhibitoren stetig zugenommen.

Dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) ist die Studie nicht bekannt. Nach Auskunft eines Mitarbeiters hat der Sachverständigenausschuss für Verschreibungspflicht im Januar getagt, ein möglicher Rebound-Effekt der Protonenpumpenhemmer sei damals nicht in der Diskussion gewesen.

Laut Arzneimittelreport 2008 sind Verschreibungen der Inhibitoren innerhalb der vergangenen zehn Jahre um fast das Sechsfache angestiegen. Mittlerweile machen Protonenpumpenhemmer einen Anteil von mehr als 90 Prozent bei den verordneten Ulkustherapeutika aus. Erklärungen für die große Diskrepanz zwischen dem steigenden Gebrauch und der im viel geringeren Ausmaße zunehmenden Ulkus- und Refluxerkrankungen gibt es bislang nur wenige: So vermuten die Verfasser des Arzneimittelreports zum Beispiel, dass die Medikamente trotz fehlender wissenschaftlicher Belege Krankheiten wie Reizmagensyndrom eingenommen werden, weil es an Alternativmedikamenten mangelt.

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