Im vergangenen Jahr hat Apothekerin Christine Skaric vier Angestellte verloren. Als Konsequenz muss sie ihre Apotheke im bayerischen Allershausen schließen. Mit dem verbliebenen Personal sei die Arbeit nicht zu stemmen, sagt die Inhaberin der Amper-Apotheke.
Skaric führt die Apotheke seit elf Jahren. Der Betrieb ist in dem Ort tief verwurzelt. An eine Schließung hatte die Inhaberin vor einem Jahr noch nicht gedacht – doch plötzlich überschlugen sich die Vorfälle. Ein Abgang aus dem Team sei klar gewesen, da eine Kollegin in Rente ging. Doch dann seien eine Elternzeit, ein kompletter Berufsaustritt und ein weiterer plötzlicher Weggang dazu gekommen.
„Wir waren einmal drei Approbierte“, sagt sie. Jetzt seien sie die meiste Zeit noch zu zweit in der Apotheke. Eine weitere Approbierte unterstützt Skaric, allerdings nur mit wenigen Stunden pro Woche. „Es bleibt so viel an mir hängen. Von den Kosten her ist es nicht machbar, dass ich auf Vertretungen setze und mich damit über Wasser halten kann.“
Allershausen ist eine kleine Gemeinde im Landkreis Freising mit rund 6000 Einwohnern. Der Ort selbst liegt etwa eine halbe Fahrtstunde von München entfernt. In dieser Lage sieht Skaric einen Knackpunkt, weshalb sie die freigewordenen Stellen nicht wieder besetzen konnte.
Der Mangel sei im Großraum München extrem, sagt sie. Inhaberinnen und Inhaber locken etwa mit Gehältern, die deutlich über Tarif liegen. Im Stellenmarkt der Bayerischen Apothekerkammer (BLAK) sind allein mehr als 500 offene Stellen in Apotheken gelistet. Der Fachkräftemangel um München treffe nicht nur die Apotheken, sondern auch andere Betriebe. Auf all ihre Stellenanzeigen und Bemühungen wie Anrufe bei benachbarten Apotheken sei keine Reaktion gekommen. „Ich habe alles probiert“, sagt die 46-Jährige. „Da meldet sich keiner. Es kommt gar keine Bewerbung, der erste Schritt fehlt schon.“
Erst im August stand die Entscheidung zur Schließung fest – weil es nicht mehr anders ging. „Jetzt fühlt es sich besser an als zuvor, als ich nicht wusste, wie ich die nächste Woche schaffen soll.“ Doch besonders für die Kundschaft der alteingesessenen Landapotheke sei die Nachricht der Schließung Mitte Oktober ein Schock gewesen. „Wir haben viele ältere Kunden, viele haben deshalb geweint.“ Für die Inhaberin selbst wird es wahrscheinlich in einer anderen Apotheke als Angestellte weitergehen – offene Stellen gibt es genug.