The Last Survivor

Nach Schließung: Die zurückgebliebene Apotheke

, Uhr
Berlin -

Die Apothekenlandschaft dünnt sich weiter aus. Manche Regionen trifft es besonders hart wie etwa das Berchtesgadener Land an der Grenze zu Österreich. Im Landkreis gibt es keine 20 Apotheken mehr. In der Grenzstadt Laufen hält Apotheker Dr. Péter Pék seit Juli als einzig verbliebener Inhaber die Stellung. Bei APOTHEKE ADHOC berichtet er, was das für ihn bedeutet.

Die Hälfte der Betriebe im Landkreis Berchtesgadener Land sind in den vergangenen zehn Jahren verschwunden – im Frühjahr waren noch 19 Apotheken übrig. Damit liegt der Landkreis mit den rund 105.000 Einwohnerinnen und Einwohnern unter dem Bundesdurchschnitt von 20 Apotheken – und die Zahl sinkt weiter. Ende Juni schloss in Laufen die Salzach Apotheke aus verschiedenen Gründen. Die Inhaberin verweist beispielsweise auf das finanzielle Risiko bei Langzeitverträgen.

Große Herausforderung nach Schließung

Zurück bleibt Pék mit seiner Kloster-Apotheke, die er seit vier Jahren führt. „Natürlich ist es momentan eine große Herausforderung, das sehe ich auch so“, sagt der Inhaber, der in Freilassing noch eine Filialapotheke betreibt. Insgesamt beschäftigt er 23 Angestellte. Wegen der Schließung der Salzach Apotheke bekam er eine PTA dazu, die zu ihm wechselte. „Sie freut sich natürlich“, sagt Pék, der ebenfalls froh ist, sein Team aufstocken zu können.

Kurz vor der anstehenden Schließung der Salzach Apotheke sei eine Mehrbelastung im Arbeitsalltag noch nicht spürbar gewesen. „Ich kann noch nicht viel sagen, was auf uns zukommt, da ich noch keine Erfahrung gemacht habe.“ In einigen Wochen will er seine Erfahrungen mitteilen. Aktuell laufen seine Betriebe. „Ich bin total zufrieden und kann nicht jammern, ich fühle mich wohl.“ Wirtschaftlich seien die Apotheken gut aufgestellt. „Ich habe klassische Durchschnitts-Apotheken.“

Wenn durch eine Schließung mehr Kundschaft auf eine verbliebene Apotheke zukommt, wird das nicht immer nur positiv bewertet. Natürlich dürfte sich die Zahl der eingereichten Rezepte erhöhen, doch auch die zu erledigende Bürokratie steigt. Betroffene Inhaberinnen und Inhaber berichten von Engpässen, da das vorhandene Personal den Mehraufwand nicht abfangen kann.

Erst im März warnten Apotheker Dr. Thomas Wellenhofer und Apothekerin Sabine Wölfer aus dem Landkreis bei Bayerns Gesundheitsministerin Judith Gerlach und Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber (beide CSU) vor der sinkenden Apothekenzahl. Die Versorgung der Bevölkerung mit Arzneimitteln sei gefährdet, auch während der Notdienst-Zeiten an den Sonn- und Feiertagen und in der Nacht. Landkreisweit habe an manchen Feiertagen nur eine einzige Apotheke Notdienst. Dies sei personell wie organisatorisch extrem schwer zu meistern.

Apotheker bleibt trotz Personalmangel positiv

Beklagt wird von Apothekerinnen und Apothekern, die Mitbewerber verlieren, mitunter auch die Mehrarbeit an Wochenenden. Denn dann kann es voller werden – und das in dieser Zeit ohnehin knappe Personaltableau ist noch mehr gefordert. Auch Pék ist gespannt, was auf ihn zukommt – denn auch er sucht seit Monaten nach Approbierten. Übertarifliche Bezahlung, Fahrtkostenerstattung und ein kostenloses Tablet konnten noch keine Bewerber locken. Der Inhaber bleibt mit Blick auf die Zukunft dennoch positiv gestimmt. „Wir schaffen das, eventuell“, sagt er.

Guter Journalismus ist unbezahlbar.
Jetzt bei APOTHEKE ADHOC plus anmelden, für 0 Euro.
Melden Sie sich kostenfrei an und
lesen Sie weiter.
Bitte geben Sie eine gültige E-Mail-Adresse ein.
Newsletter
Das Wichtigste des Tages direkt in Ihr Postfach. Kostenlos!

Hinweis zum Newsletter & Datenschutz

Lesen Sie auch
Mehr zum Thema
„Nicht am Konzept gescheitert“
Trotz Millionen-Umsatz: Easy-Apotheker insolvent
Erste behördlich angeordnete Schließung
Betriebserlaubnis weg: Polizei muss Apotheke schließen
„Ohne Praxen keine Chance“
Ärztehaus schließt, Apotheke gibt auf