Die onkologische Versorgung zieht sich wie ein roter Faden durch die Laufbahn von Apothekerin Juliane Peschel. Früher stellte sie selbst Zytostatika her, heute versorgt sie mit ihrem Team in der eigenen Apotheke Krebspatientinnen und -patienten des Dietrich-Bonhoeffer-Klinikums in Neubrandenburg mit individuell zusammengestellten Wohlfühlboxen – und möchte ihnen damit ein Stück Normalität zurückgeben.
Nachdem der vorherige Anbieter abgesprungen war, wandte sich das Klinikum an Peschel – und sie sagte zu. Seit drei Jahren kümmert sich die Apothekerin gemeinsam mit ihrem Team darum, die Krebsstation regelmäßig mit Wohlfühlboxen zu versorgen.
Darin finden sich zum Beispiel Hand- und Fußcremes, Augentropfen, Nasenspray, ein Lippenstift oder Pflegeprodukte für die Fingernägel – Dinge, die die Chemotherapie und ihre Auswirkungen für die Patientinnen und Patienten etwas erträglicher machen können. Die Apotheke steht dabei in engem Austausch mit den Stationsschwestern: „Sie sagen uns, was gerade gut in die Boxen passt – und was nicht.“
Dass sich die Erkrankten nicht direkt bei ihr zurückmelden, kann Peschel gut nachvollziehen. „Das ist total verständlich – die Betroffenen müssen sich auf ganz andere Probleme konzentrieren. Die Therapie ist unglaublich anstrengend.“
Viele Menschen ziehen sich infolge ihrer Krebserkrankung aus dem Alltag zurück oder fühlen sich isoliert. Genau hier möchte das Team der Linden-Apotheke unterstützen. „Viele trauen sich kaum noch vor die Tür, weil sie zum Beispiel keine Augenbrauen mehr haben oder ihre Haut schlecht aussieht. Wenn wir mit unseren Boxen das Wohlbefinden ein wenig steigern und ein Stück Normalität zurückgeben können, ist das genau das, was wir erreichen wollen.“
Ihr heutiges Engagement ist kein Zufall – es fußt auf langjähriger Erfahrung in der onkologischen Pharmazie. Nach dem praktischen Jahr landete die heutige Inhaberin in einer Zytostatika-herstellenden Apotheke. „Das war mal etwas anderes als der klassische Apothekenalltag“, erinnert sich die Apothekerin. Sie arbeitete dort im Labor mit und absolvierte eine Weiterbildung in onkologischer Pharmazie bei der Deutschen Gesellschaft für Onkologische Pharmazie (DGOP), anerkannt von der Bundesapothekerkammer (BAK).
Früher als geplant bekam Peschel die Möglichkeit, die Linden-Apotheke in Greifswald zu übernehmen. „Ich war 26, als ich das Angebot bekommen habe.“ Trotzdem zögerte sie nicht: „Ich wollte seit meinem Schulpraktikum Apothekerin werden und eine eigene Apotheke haben“, erklärt sie selbstbewusst. „Deshalb habe ich gesagt, ich mache das einfach – getreu dem Motto: Learning by doing.“
In den Räumen der Linden-Apotheke können zwar keine Zytostatika hergestellt werden, dafür bietet das Team onkologische Beratungen an und wirbt auch mit Plakaten für das Angebot. „Die Nachfrage war bislang eher verhalten“, erzählt Peschel – bis ein Beitrag in der Regionalzeitung auf die Wohlfühlboxen aufmerksam machte. „Seitdem kommen mehr Menschen vorbei und fragen gezielt danach, etwa eine Familie, deren Tochter erkrankt ist und weiter entfernt lebt – und der sie eine Freude machen möchten.“