Weitere Traditionsapotheke verschwindet

Inhaberin schließt: „Zu viele Auflagen für Nachfolger“

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Berlin -

Die Schließungswelle der Vor-Ort-Apotheken macht auch vor Traditionshäusern nicht halt. Es fehlt an Nachfolgerinnen oder Nachfolgern, Personal und wirtschaftlicher Attraktivität. So verabschiedet sich auch Freckenhorsts älteste Apotheke am 31. Dezember. „Für Nachfolger lohnt sich der Betrieb nicht. Zudem müssten etliche Auflagen erfüllt und Umbauten realisiert werden“, sagt Inhaberin Sabine Vettin.

Zum Jahresende muss die Kreuz-Apotheke schließen. Das Traditionshaus wurde 1954 eröffnet und pflegt seither treue Stammkundschaft. Dennoch konnte Vettin keinen Nachfolger für ihre Apotheke begeistern. Zu viele Umbauten wären notwendig. „Das ist für jeden Nachfolger maximal unattraktiv. Die Apotheke ist nicht behindertengerecht, das Notdienstzimmer müsste umgestaltet werden und wir haben auch keine automatische Tür“, erklärt sie.

Ort des Vertrauens schwindet

Deswegen wird sie am 31. Dezember das letzte Mal hinter dem Handverkaufstisch stehen. „Für viele Menschen verschwindet damit ein Ort des Vertrauens“, sagt sie. „In den 26 Jahren seit meiner Übernahme 1999 habe ich die meiste Zeit allein gearbeitet“, so die 69-jährige. „Die Menschen kennen mich.“

Nur eine Teilzeit PTA beschäftigt sie aktuell noch. „Es ist eher eine One-Woman-Show.“ An Urlaub oder Freizeit war nur sehr selten zu denken. „Auch die jeweils 23 Notdienste im Jahr habe ich alleine gemeistert“, so Vettin. Es sei von Vorteil gewesen, dass sie mit im Haus wohne. „Es hat sich einfach nicht gelohnt, jemanden einzustellen, der mich als Approbierter auch vertreten kann“, so die Inhaberin.

Apothekensterben geht weiter

Dass sie schließen muss, falle ihr nicht leicht. „Vor allem die Menschen hier sind traurig. Viele sind sehr gerne in meine Apotheke gekommen und müssen nun zur Konkurrenz wechseln“, so Vettin. Traurig ist sie auch über die weiteren, bereits angemeldeten Apothekenschließungen. „Es wird leider nicht aufhören und so weitergehen“, bedauert sie. „Allein in Nordrhein-Westfalen weiß ich von 16 angemeldeten Schließungen“, so Vettin.

Die in den Markt drängenden Versender tragen laut Vettin große Verantwortung für das Apothekensterben. „Es müsste viel mehr eingeschränkt werden. Die fehlende Temperaturkontrolle ist nur ein Beispiel von vielen“, sagt sie. Im neuen Jahr möchte sie noch für ein paar Stunden als Angestellte in einer Apotheke arbeiten. „Das Finanzamt sitzt mir noch im Nacken“, erklärt sie. „Eine Schließung bedeutet mehr als einfach nur den Schlüssel umzudrehen, die Abwicklung braucht Zeit.“

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