Drei Jahrzehnte lang ist Rudolf Friesenhahn als selbstständiger Apotheker tätig. Doch zuletzt bereitete ihm die Arbeit nur noch wenig Freude. „Wenn es nach mir ginge, würde ich verkaufen“, sagt der Inhaber der Apotheke am Musterplatz in Buchen. Doch in seiner Familie regt sich Widerstand.
Friesenhahn geht mit einem Alter von 62 Jahren langsam auf den Ruhestand zu. Er führt noch zwei Apotheken, seiner Frau Doris gehört ein weiterer Betrieb in Buchen im Odenwald. Als vor zwei Jahren die Filialleitung seiner Stadt-Apotheke kurzfristig abgesprungen ist, hatte er Glück: Seine Tochter Anna-Lena sprang ein.
In der also eigentlich klassischen Apothekerfamilie könnten die Weichen für einen Fortbestand gesichert sein. Doch Friesenhahn ist nicht mehr zufrieden. „Die Lust schwindet immer weiter. Wenn es nach mir ginge, würde ich alles verkaufen“, sagt er. Auch seine Tochter sehe die Herausforderungen realistisch und stünde ihm nicht im Weg.
Mit der Stadt-Apotheke geht er einen ersten Schritt. Der mehr als 200 Jahre alte Betrieb, den er vor sechs Jahren übernahm, wird Anfang Juni geschlossen. Einer der Hauptgründe sei das Personalproblem. „Die Lage hat sich zuletzt immer weiter verschlechtert.“ Dazu komme die wirtschaftliche Situation. „Ich bin an einem Punkt angelangt, wo es keinen Gewinn mehr gibt.“
Zudem stehe ein Austausch der Software an. „Ich brauche ein neues Computersystem. Soll ich mich jetzt deshalb verschulden?“, fragt er sich. Seine Tochter wird weiterhin in der Hauptapotheke für ihn tätig sein. Diese liege nur etwa 150 Meter von der Filiale entfernt. „Dort ist das Aufkommen auch größer.“ Für die Patienten dürfte die Schließung also keine Versorgungslücke bedeuten.
Die Zahl der Schließungen werde sich weiter verstärken, ist sich der Inhaber sicher. Die Politik artikuliere sich nicht richtig. Man müsse jetzt Befindlichkeiten ablegen und die Ärmel hochkrempeln. „Es ist alles so egoistisch.“
Ebenfalls in Buchen angesiedelt ist die Sonnen-Apotheke von Doris Friesenhahn. Bei ihr sei die Stimmung noch anders, sagt er. „Meine Frau will bis 75 arbeiten. Ich bin gespannt, wie lange sie sich ärgern lassen wird.“