Die Digitalisierung ist für Apotheken ein „teurer Kraftakt“ – so beschreibt Inhaber Florian Sedlmeier aus Bayern die aktuelle Situation für Selbstständige. Nicht nur, dass das E-Rezept und die damit verbundenen häufigen Ausfälle den Betriebsablauf störten und für Umsatzausfälle sorgten. „Auch jede neue Anwendung, jedes digitale Tool, jede vorgeschriebene Schnittstelle oder gesetzlich initiierte Plattform bringt zusätzliche Kosten mit sich“, sagt er.
Der Inhaber der St. Martins-Apotheke in Ampfing kritisiert die vielen Kosten für Apotheken, wenn es um digitale Anwendungen geht. „Die Digitalisierung im Gesundheitswesen gilt vielerorts als Heilsbringer – auch in Apotheken. Doch was auf dem Papier nach Effizienz und Modernisierung klingt, entpuppt sich in der Praxis für viele Apotheken als teurer Kraftakt“. Softwarehäuser ließen sich jede Erweiterung, jede Funktion und jedes Update inzwischen gesondert bezahlen – oft mit wiederkehrenden Gebühren.
Anstatt Prozesse zu verschlanken, führten diese Systeme in vielen Fällen zu Mehraufwand. Denn Schnittstellen funktionierten oft nicht reibungslos. Die Mitarbeitende müssten geschult werden und neue Abläufe kosten Zeit. „Gleichzeitig steigt der Personalbedarf, um den digitalen Anforderungen gerecht zu werden – ironischerweise in einer Zeit, in der Fachkräfte ohnehin rar sind.“
Ein Ergebnis sei, dass Inhaberinnen und Inhaber mit steigenden Kosten und höherem zeitlichen Einsatz konfrontiert seien, während der wirtschaftliche Ertrag stagniere oder gar sinke. „Die versprochene Entlastung bleibt häufig aus. Stattdessen wird eine Branche, die ohnehin schon unter wirtschaftlichem Druck steht, weiter ausgedünnt, zulasten der wohnortnahen Versorgung.“
Sedlmeier befürwortet die Digitalisierung. „Sie könnte ein Segen sein – doch ohne faire Kostenstrukturen und echten Mehrwert wird sie zum Risiko für die flächendeckende Apothekenlandschaft“, warnt er. „Es beginnt damit, dass jede Einstellung mittlerweile Geld kostet. Für Pflegehilfsmittel möchte mein Softwarehaus monatlich 15 Euro und einmalig 49 Euro.“ Dass E-Rezepte per Mail eingingen, habe rund 100 Euro gekostet. „Für die Schnittstelle gesund.de an die Wawi werden monatlich und einmalig circa 50 Euro fällig. Das sind Dinge, die wir dann einfach nicht machen, da die nächste Gehaltserhöhung der Mitarbeiter in 2026 ansteht.“
Gleichzeitig seien die Apotheken im neuen Bundeshaushalt nicht erwähnt. „Also frage ich mich, wieso wir so geschröpft werden müssen, wo die Konditionen über den Großhandel mit dem Skonto-Verbot und Direktlieferanten wegfallen.“ Langfristig bedeute dies, dass man als selbstständiger Apotheker immer weniger verdiene und sein privates Leben daran anpassen müsse.