Nachtdienstgedanken

Atemlos im Notdienst

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Berlin -

Seit Beginn der Woche herrscht die Maskenpflicht, die auch viele Apothekenmitarbeiter vor Herausforderungen stellt: Neben den persönlichen Problemen mit der Maske kommen Diskussionen mit uneinsichtigen Kunden hinzu. Sarah Sonntag stellt im nächtlichen Notdienst eine weitere Hürde fest.

Die Woche war hart – etliche Diskussionen über den Sinn und Unsinn der Maskenpflicht, das richtige Tragen und die richtige Reinigung. Wie lange und wie oft darf ich die Maske tragen? Wann muss ich sie wechseln? Darf sie in den Backofen oder lieber nicht? Kann ich meine Maske umtauschen – sie gefällt mir nicht? Warum sind die so teuer? Warum haben sie keine Masken mehr? Sarah kann das Wort „Maske“ definitiv nicht mehr hören.

Zusätzlich kommen nun die Beschwerden über das Tragen der Maske hinzu: Die Kunden klagen darüber, dass die Maske ihnen die Luft nimmt, ständig rutscht – und überhaupt drückt sie hinter den Ohren und an der Nase auch. „Den ganzen Tag könnte ich die nicht tragen“, hatte eine Kundin zu ihr gesagt. Dabei hatte sie nicht einmal die Nase bedeckt. Erst nach einem Hinweis der Apothekerin saß die Maske dort, wo sie hingehört. Ein lautes und genervtes Seufzen der Kundin war die Reaktion. Doch was soll Sarah sagen – denn eine Wahl haben die Mitarbeiter im Einzelhandel ja nicht: Pflicht ist nun mal Pflicht.

Sarah ärgert sich manchmal über die Kommentare der Kunden – nicht nur in der Apotheke, sondern auch beim Einkaufen im Supermarkt. Viele beschweren sich schon nach einer halben Stunde über die schlechte Luft unter der Maske und dass sie einfach nur nervig sei. Doch was sollen erst diejenigen sagen, die die Maske acht, zehn oder gar zwölf Stunden tragen müssen. Dabei denkt Sarah nicht nur an die Apothekenmitarbeiter: Auch in anderen Einzelhandelsgeschäften, im Krankenhaus oder der Pflege muss das Personal stundenlang unter dem Stoff ausharren.

„Klar, das Tragen der Maske ist für alle nicht schön“, meint Sarah. Vor allem Kinder und ältere Menschen hätten es schwer. „Ich kann wirklich verstehen, dass Menschen mit Vorerkrankungen oder Lungenbeschwerden Probleme haben“, erklärt die Apothekerin. Aber sich als gesunder Mensch über das vorübergehende Tragen einer Maske aufzuregen hält sie für verschwendete Energie. „Würde ich das jeden Tag tun, hätte ich gar keine Nerven mehr, um Beratungsgespräche zu führen.“

Doch im Notdienst stellt Sarah neben trockener Nase, kratzigem Hals und schlechter Luft ein weiteres Problem fest: Da sie nicht ständig in der Beratung ist – wie es innerhalb der Woche der Fall ist – legt sie die Maske häufiger ab. Wenn natürlich eine längere Schlange vor der Klappe steht ist dies nicht der Fall. Manchmal entstehen allerdings im Notdienst – auch zu Corona-Zeiten – mal längere Pausen. Es wäre unsinnig die Maske während des gesamten Dienstes ohne Unterbrechung zu tragen – auch wenn eine Weile niemand kommt.

Jedes Auf- und Absetzen der Maske geht aber mit einer potenziellen Kontamination einher. „Eigentlich soll man die Maske ja nicht ständig anfassen oder hinunterziehen und wieder aufsetzen“, erklärt Sarah. Die Alternative wäre jedes Mal eine neue Maske zu verwenden – doch auch diesen Gedanken verwirft die Apothekerin schnell wieder. Schließlich herrscht ohnehin schon Mangel an Schutzausrüstung. „Was also tun?“, fragt Sarah ihre sprechende Fantaschale Max. Doch der zuckt die Schultern: „Weißt du Sarah, ich glaube DIE perfekte Lösung gibt es nicht – wie überall in diesen Zeiten. Wir müssen alle gemeinsam irgendwie das Beste daraus machen und nach bestem Wissen und Gewissen handeln.“ Sarah stimmt ihm zu und versucht es nicht zu verbissen zu nehmen: Sie achtet bewusst immer darauf die Maske nur an den Haltegummis anzufassen und auch die Hände jedes Mal zu desinfizieren. „Ich tue mein Bestes – mehr kann ich nicht tun“, seufzt Sarah, legt die Maske an und geht zur Klappe.

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