Pollenallergie

Ambrosia verursacht Millionen-Kosten

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Berlin -

Eine Ausbreitung der hochallergenen Beifuß-Ambrosie (Ambrosia artemisiifolia) könnte in Deutschland Kosten in Millionenhöhe verursachen. Die aus Nordamerika eingeschleppte Pflanze verlängert mit ihrem späten Pollenflug die Beschwerdezeit der Allergiker. Die dadurch entstehenden zusätzlichen Kosten, etwa für Behandlungen oder durch krankheitsbedingte Fehlzeiten, beziffert eine Pilotstudie erstmalig auf 200 Millionen bis – im schlimmsten Fall – mehr als eine Milliarde Euro pro Jahr. Die Ausbreitung der Pflanze müsse deswegen eingedämmt werden, schreiben die Wissenschaftler im Fachblatt „Umweltmedizin in Forschung und Praxis“.

 

Die Wissenschaftler des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) und des Allergiezentrums der Ludwig-Maximilians-Universität München befragten für ihre Studie Pollenallergiker in Süddeutschland. Das Team berechnete daraufhin zwei Szenarien: ein konservatives mit einer geringen Belastungssituation, wonach ein Zehntel der bundesweit 17 Millionen Pollenallergiker auf Ambrosia reagiert.

Außerdem entwickelten sie ein Worst-Case-Szenario mit einer großflächigen Verbreitung der Pflanze wie etwa in Ungarn. In diesem Fall könnten mehr als acht Millionen Menschen potenziell betroffen sein, also ein Zehntel der Bevölkerung.

„Kosten von Ambrosia-Allergien abzuschätzen ist auch deshalb bedeutsam, weil Maßnahmen gegen die Verbreitung der Ambrosia ebenfalls Kosten verursachen“, erklärte UFZ-Studienleiterin Dr. Wanda Born. Bei der Befragung der Pollenallergiker gaben mehr als die Hälfte an, allergiebedingt regelmäßig einen Arzt aufzusuchen – im Schnitt fünfmal pro Jahr.

 

 

Ein Drittel der Befragten muss jährlich rund fünf Tage stationär behandelt werden. Ein Fünftel ist wegen der Allergien 14 Tage im Jahr arbeitsunfähig. Je nach Entwicklung der Ambrosia-Belastung könnten die durchschnittlichen Behandlungskosten bei Pollenallergikern um 10 bis 25 Prozent steigen, so die Forscher.

Die Wissenschaftler betonten, bei der Studie handele es sich um eine erste Annäherung an die Thematik. „Belastbarere Kostenschätzungen würden einerseits umfangreichere Untersuchungen in unterschiedlich belasteten Regionen Deutschlands erfordern und andererseits mehr Wissen über die Ausbreitung der Ambrosia in den nächsten Jahrzehnten voraussetzen“, hieß es.

Sicher sei jedoch, dass der effektivste Weg zur Begrenzung der Gesundheitskosten sei, die Ausbreitung der Pflanze zu verhindern oder zu verringern. Dazu sei jedoch ein „höheres Problembewusstsein“ nötig. „Gelingt dies nicht, dann könnten Deutschland Verhältnisse wie in Ungarn drohen, wo bereits seit einigen Jahren ein Zehntel der Gesamtbevölkerung sensibilisiert ist.“

 

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