Altoriginale

Xenical: Von Roche zu Chepla

, Uhr
Berlin -

Cheplapharm hat wieder zugeschlagen: Der Mittelständler aus Greifswald übernimmt die weltweiten Vertriebsrechte für zwei Altorginale von Roche: Mit Xenical (Orlistat) und Dilatrend (Carvedilol) will das Familienunternehmen seine Erlöse verdoppeln.

Verhandelt wurde seit Anfang des Jahres, Ende September wurden die Verträge unterschrieben. Xenical kommt seit 1. Oktober von Cheplapharm, Dilatrend vorrausichtlich ab Januar.

„Wir haben schon in der Vergangenheit große Investitionen verabschiedet, aber diese Transaktion wird ein entscheidender und zukunftsweisender Meilenstein unserer Firmengeschichte werden“, kommentierte die Geschäftsführung um Bianca Juha und Sebastian Braun. „Wir erwarten durch diese Investition einen neuen Rekordumsatz für nächstes Jahr von 240 Millionen Euro. Dies bedeutet ein Wachstum von 108 Prozent – und damit sind wir eines der wachstumsstärksten mittelständischen Pharmaunternehmen Deutschlands.“

Die Investition von rund 340 Millionen Euro übertrifft nach Firmenangaben alle privatwirtschaftlichen Rekorde in Mecklenburg-Vorpommern; Cheplapharm wird damit eines der größten mittelständischen Pharmaunternehmen Deutschlands. Der kleinere Investitionsteil fließt in den Standortausbau in Greifswald.

Cheplapharm hatte bereits mehrfach Produkte bei Roche abgestaubt, darunter 2012 Rohypnol (Flunitrazepam) und Vesinoid (Tretionin) sowie Anfang des Jahres Anexate (Flumazenil). Ende 2010 hatte das Unternehmen Distraneurin/Heminevrin (Clomethiazol) von AstraZeneca gekauft. Insgesamt sind bislang mehr als 70 Übernahmen zusammengekommen. So ziemlich jeder große Hersteller hat bereits Geschäfte mit der Familie Braun gemacht, neben Roche auch Wyeth, Boehringer Ingelheim, Sanofi, Merck, UCB, Servier, GlaxoSmithKline, Grünenthal, Lilly, Medice und Procter & Gamble.

Nachdem alleine 2015 eine dreistellige Millionensumme für neue Produktrechte investiert wurde, waren für dieses Jahre eigentlich 90 Millionen Euro angepeilt. Nun sind es deutlich mehr geworden. Finanziert wurden die Projekte mit keinerlei Fördermittel, sondern durch ein Bankenkonsortium und den Kapitalmarkt.

„Wir haben nun die Schwelle der 100 Mitarbeiter weit überschritten und sind sehr froh durch die neuen Projekte insgesamt 50 Mitarbeitern, darunter 90 Prozent Akademiker, einen Arbeitsplatz mit Perspektive geben zu können. Für den Arbeitsmarkt in der Region Mecklenburg-Vorpommern leider eine Rarität“, so die Geschäftsführung.

Cheplapharm wurde 1998 von Kurt Teubner in Freiburg gegründet und gehört seit 2003 der Familie Braun, die seit Anfang der 1990er Jahre parallel Riemser aufgebaut hatte. 2012 hatten die Familie sowie die Finanzinvestoren TVM und General Electric den Hersteller verkauft.

Mit einer Präsenz in mehr als 80 Ländern und einer eigenen Repräsentanz in den USA will Cheplapharm zu den Top 5 der mittelständischen Pharmaunternehmen gehören. In deutschen Apotheken ist das Unternehmen vor allem als OTC-Anbieter bekannt: Gelusil Lac wurde im Juni 2008 von Johnson & Johnson übernommen, Baldrian dispert wurde im April 2009 von Remedica, Thüringer Arnikatinktur 2011 von Klosterfrau sowie Reisegold und Halbmond im September 2013 von Teva übernommen.

In Hamburg sind die Schwesterfirmen Walter Ritter und Sanavita angesiedelt, parallel zum Pharmageschäft ist die Familie in anderen Branchen aktiv: Getreu der Anlagephilosophie „Farma, Food & Fun“ gehören zum Portfolio unter anderem Feinkost-Firmen, Großfleischereien, Lebensmittelgroßhändler, ein Metallbetrieb sowie Textilgeschäfte und mehrere Hotels. Für die Verdienste um den Aufbau Ost wurden Norbert und Dagmar Braun 2010 mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet.

Newsletter
Das Wichtigste des Tages direkt in Ihr Postfach. Kostenlos!

Hinweis zum Newsletter & Datenschutz

Lesen Sie auch
Neuere Artikel zum Thema

APOTHEKE ADHOC Debatte