Porträt

Weniger Geld, dafür Bayer-Chef

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Es ist eine Zäsur für den Chemie- und Pharmariesen Bayer: Am 1. Oktober löst der Quereinsteiger Manager Dr. Marijn Dekkers, ein Niederländer mit US-Staatsbürgerschaft, Werner Wenning an der Konzernspitze ab. Ein Novum in der Geschichte des Unternehmens, das bislang seine Chefs stets aus den eigenen Reihen rekrutierte.

„Bayer fasziniert mich, Bayer und ich passen sehr gut zusammen“, sagte Dekkers kurz nach seinem Start im Bayer-Vorstand am Jahresanfang. Der 53-Jährige wirkt unauffällig und bescheiden, doch man sollte den Mann nicht unterschätzen. Dass er zahlreiche Konkurrenten - darunter auch namhafte deutsche Topmanager - ausstach und es an die Bayer-Spitze schaffte, spricht für die Qualitäten des Niederländers. Dekkers gilt als drahtig und schnörkellos - manche sagen auch, er sei knallhart.

Dekkers stammt aus der Stadt Tilburg im Süden der Niederlande. Er studierte an den Universitäten Nijmwegen und Eindhoven und promovierte 1985 in Chemietechnik. „Eigentlich wollte ich Professor an der Uni werden“, bekannte Dekkers einmal, doch dann blieb er nach einem Praktikum beim Elektroriesen General Electric in den USA hängen. Jack Walsh, der damalige Chef des Unternehmens, wurde sein heimliches Vorbild.

Zehn Jahre später wechselte Dekkers zum Fahrzeug-, Luft- und Raumfahrttechnikhersteller Allied Signal, im Jahr 2000 dann zum Laborgerätehersteller Thermo Electron, deren Chef er wenig später wurde. Schließlich stemmte Dekkers 2006 die milliardenschwere Übernahme des größeren Laborgeräte-Anbieters Fisher Scientific und richtete den so gestärkten Konzern Thermo Fisher neu aus.

Dann lockte Dekkers ein Angebot auf der anderen Seite des Atlantiks: Die Bayer-Führungsriege um Chefkontrolleur Manfred Schneider hatte ihn als ersten externen Manager zum künftigen Vorstandsvorsitzenden auserkoren. Geld, beteuerte Dekkers, habe bei dem Wechsel keine Rolle gespielt. Vielmehr sei es die große Herausforderung gewesen.

Dem Vernehmen nach wird der dreifache Vater kaum mehr verdienen als die 3,6 Millionen Euro, die Wenning 2008 erhalten hatte. Bei Thermo Fisher seien es dagegen umgerechnet 6 Millionen Euro gewesen. In den kommenden Jahren wird Dekkers, der in seiner Jugend Deutsch gelernt hatte, Bayer seinen Stempel aufdrücken. Radikale Schritte zur Konzernumgestaltung könnten ihm leichter fallen, weil er sich nicht wie seine Vorgänger über Jahrzehnte im Unternehmen hochgearbeitet hat.

Die ersten Personalien tragen bereits Dekkers Handschrift: So wurde beispielsweise Dr. Jörg Reinhardt, ein Pharma-Manager von Novartis, im August Chef der Gesundheitssparte. Sein Vorgänger Arthur Higgins hatte den Konzern Ende April auf eigenen Wunsch verlassen.

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