Navigationsgeräte

VW lotst Apothekenkunden zu dm

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Berlin -

Mit knapp 10 Millionen zugelassenen Autos auf deutschen Straßen ist Volkswagen (VW) die meist vertretene Automarke. Sehen Fahrer im VW-Navigationssystem auf der Karte ein Symbol mit dem Äskulapstab, handelt es sich nicht zwingend um eine der knapp 20.000 Apotheken. Insassen werden stattdessen zu dm, Rossmann oder Müller geleitet. Denn der Wolfsburger Hersteller führt Drogerien und Apotheken als eine Kategorie.

VW bietet für 35 verschiedene Modelle Navigationssysteme an. Darunter fallen etwa Discover Media und Discover Pro. Nähert sich der Wagen einer Apotheke, erscheint die Äskulapnatter als Zeichen des pharmazeutischen Standes. In der Anzeige wird jedoch kein Name genannt, lediglich das Symbol lotst den Fahrer zur Offizin. Doch nicht immer befindet sich am Ziel eine Apotheke.

Häufig landet der Autofahrer vor einer Drogeriefiliale. Denn der Konzern unterscheidet in der Anzeige nicht zwischen Apotheke und Mass Market. „In unseren derzeitigen Navigations-Systemen sind Drogerien und Apotheken in der gleichen Kategorie zusammengefasst“, bestätigt ein Sprecher. Das habe praktische Gründe. Denn pro Kategorie sei lediglich eine Darstellung verwendbar. Deshalb sei für dm, Rossmann, Müller & Co. das Apothekensymbol gewählt worden.

„Sämtliche Volkswagen-Modelle“ mit entsprechend eingebauten Navigationssystemen seien betroffen, so der Sprecher. Alle Drogeriemärkte erscheinen auf der Karte mit der Äskulapnatter. Erst wenn die Nutzer auf der Karte aktiv auf das Symbol drücken, erhalten sie nähere Informationen. Dann steht etwa in einem separaten Fenster über dem blau-weißen Zeichen die Straße und daneben dm, Müller oder Rossmann.

Kooperationen mit den Drogerieketten seien nicht bekannt, sagt der Sprecher. „Bei künftigen Infotainment-Systemen sind die entsprechenden Kategorien aufgeteilt, sodass nur ‚echte‘ Apotheken als solche dargestellt werden.“ Drogerien sollen dann mit einer stilisierten Einkaufstüte dargestellt werden. Ein konkretes Symbol steht noch nicht fest. Im Vergleich: Google verwendet für Apotheken einen stilisierten Mörser mit Pistill mit einem Kreuz, für Drogerien eine Einkaufstasche, die auch für andere Einzelhändler wie Mode- und Schuhgeschäfte sowie Blumenläden eingesetzt wird. Mediziner werden von der Suchmaschine mit einem Arztkoffer dargestellt.

Die Drogerieketten distanzieren sich von der Anzeige im VW-Navigationssystem. Rossmann hat sich laut Firmenangaben nicht bei VW eingekauft. In Burgwedel kann man sich die Anzeige nicht erklären: „Es ist hochirritierend, wenn man statt zu einer Apotheke zu einer Drogerie gelangt“, sagt eine Firmensprecherin. „Das ist weder für uns noch die Apotheke gut.“ Daraus resultierten unzufriedene Kunden, was problematisch sei. „Ich gehe davon aus, dass man sich marketingtechnisch in die Karten einkaufen kann“, so die Sprecherin. Über Navigationssysteme habe man noch nie nachgedacht.

Auch dm kooperiert nicht mit VW: „Bei uns gibt es niemanden, der das veranlasst hat“, sagt ein Sprecher der Kette. Das Unternehmen habe kein Symbol mit Äskulapnatter an den Autokonzern weitergegeben. Als Marketinginstrument schließt die Drogeriekette nicht aus, in der Software von Navigationssystemen ihr Logo zu platzieren: „Wenn wir neuen Markt eröffnen, können wir die Anbieter bitten, dass sie am Standort das dm-Logo aufnehmen.“

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