Versandhandel

Pick-up: dm schafft Bestell-Terminals ab

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Berlin -

Die Drogeriekette dm und die Versandapotheke „Zur Rose“ streichen ihre Pick-up-Kooperation auf ein Minimum zusammen. Künftig soll es in den rund 1600 dm-Filialen keine Bestellterminals des Versenders mehr geben. Lediglich der Abholservice bleibt erhalten.

„Zur Rose“ hatte sich von der Kooperation vor allem eine verstärkte Neukundengewinnung versprochen. Doch die blieb hinter den Erwartungen: „Die Erfahrung der letzten zwei Jahre hat gezeigt, dass die meisten Bestellungen bei der Apotheke „Zur Rose“ online, per Telefon oder per Post eingegangen sind“, sagte eine Sprecherin.

Die Kunden würden es jedoch sehr schätzen, die bestellten Medikamente im dm-Markt abzuholen, so die Sprecherin. Daher wollen sich die Partner künftig auf den Abholservice im dm-Markt beschränken. Rezepte werden in den Filialen nicht mehr gesammelt.

Wer die treibende Kraft hinter dem Rückzug ist, war bislang nicht zu erfahren. Ein dm-Sprecher bestätigte bislang nur, dass die Terminals aus den Filialen verschwinden werden. Die Drogeriekette stellt in der kommenden Woche ihre Halbjahreszahlen vor, vielleicht wird dann mehr verraten.

Vor gut zwei Jahren hatte „Zur Rose“ den Staffelstab als Pick-up-Partner der Drogeriekette von der Europa Apotheek Venlo (EAV) übernommen. Ab 2013 konnten Kunden in bundesweit rund 800 Filialen Rezepte abgeben und Arzneimittel bestellen. Das Abholen der Produkte war in allen seinerzeit rund 1300 Märkten möglich. Man wollte schnell durchstarten, möglicherweise zu schnell: Zu Beginn stotterte das Angebot von „Zur Rose“ gewaltig.

Im Sommer 2004 war die Idee noch eine kleine Revolution gewesen, die freilich auf die große Revolution des Arzneimittelversandhandels gefolgt war: Rezepte im Drogeriemarkt abgeben, apothekenpflichtige Arzneimittel dort abholen. dm und die niederländische EAV testeten Pick-up-Stellen zunächst in einigen Märkten in Nordrhein-Westfalen (NRW). Zwei Jahre später wurde das Konzept auf 80 Märkte zwischen Rhein und Ruhr ausgeweitet.

Schuld an der schleppenden Expansion waren auch die rechtlichen Auseinandersetzungen: Die Stadt Düsseldorf hatte in dem Konzept einen Verstoß gegen das Arzneimittelrecht gesehen und das Angebot untersagt. Am 13. März 2008 entschied das Bundesverwaltungsgericht (BVerwG) in letzter Instanz, dass Pick-up eine verbreitete Form des Versandhandels und damit zulässig sei.

dm und die EAV weiteten ihre Zusammenarbeit aus und wollten möglichst alle Filialen mit einem „Pharma Punkt“ ausstatten. Alle politischen Ambitionen, die Rezeptsammlung doch noch einzuschränken, verliefen im Sande. Doch dann durchlebte die EAV 2012 mit dem Boni-Verbot und dem Absprung des US-Investors Medco ein stürmisches Jahr, an dessen Ende sich die Wege der Versandapotheke und der Drogeriekette trennten. „Zur Rose“ sprang ein.

Wirtschaftlich richtig funktioniert hat das Konzept aber offenbar nie. Die Versandapotheke musste sich jetzt eingestehen, dass die eigenen Erwartungen nicht erfüllt wurden. Das erste Zwischenfazit nach 18 Monaten war nicht besonders positiv ausgefallen.

Die Kunden nutzten das Angebot in den Drogeriefilialen einfach nicht im versprochenen Ausmaß. Die Bestellung am Terminal, das Eintüten der Rezepte und dazu die langen Wartezeiten auf die Lieferung waren am Markt offenbar kein besonders attraktives Angebot.

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