Zusammen mit Klinikkette Sana

Telemedizin: „Medical Room“ im Kaufland

, Uhr aktualisiert am 07.11.2025 14:59 Uhr
Berlin -

Kaufland steigt noch tiefer in den Gesundheitsmarkt ein. Zusammen mit Deutschlands größtem Klinikbetreiber Sana ist an einem ersten Standort in Mosbach ein sogenannter „S Medical Room“ entstanden, wo Kund:innen eine telemedizinische Sprechstunde wahrnehmen können.

Die Lebensmittel-Zeitung (LZ) berichtete zunächst von einer Kooperation der Schwarz-Gruppe und dem Klinikkonzern. Letztere biete in einem Kaufland-Center nun hausärztliche Videosprechstunden an. „Wir wollen in Zusammenarbeit mit Sana die Gesundheitsversorgung der Menschen vor Ort ergänzen“, zitiert die LZ Kaufland. „Wir sind überzeugt, dass in diesem Konzept großes Potenzial steckt.“

Vor Ort werden die Kund:innen von medizinischen Fachangestellten (MFA) betreut, die auch kleine Check-ups für Selbstzahler:innen übernehmen kann, wie ein Sana-Sprecher gegenüber APOTHEKE ADHOC bestätigt. Zunächst hatte es von der LZ geheißen, dass auch Blutabnahmen und EKG vorgenommen werden könnten, was laut Sana aber die physische Anwesenheit eines Arztes erfordern würde.

Kaufland vermietet die dafür benötigte Fläche. Der S Medical Room in Mosbach gilt dabei als Außenstelle des Medizinischen Versorgungszentrums (MVZ), das von Sana an der Schwarz-Zentrale in Neckarsulm ins Leben gerufen wurde. Hier werden seit Anfang des Jahres die Mitarbeitenden hausärztlich und arbeitsmedizinisch betreut. Schwarz stelle hierfür dem Praxisbetreiber die nötige Medizintechnik zur Verfügung. Für Studierende auf dem Dieter-Schwarz-Campus in Heilbronn gebe es bereits ebenfalls ein von hier gesteuertes telemedizinisches Angebot.

Screenshot vom Kaufland-Telemedizin-Angebot
Zwischen Lebensmittelangboten und Treuepunkten können sich Interessierte ihren Termin im S Medical Room sichern.Screenshot kaufland.de

Sana-Strukturen bieten Möglichkeiten zum Ausbau

Die Entscheidung auf das der Firmenzentrale nahegelegene Mosbach sei gefallen, da hier in direkter Umgebung eine Versorgungslücke bestehe. Aber auch sonst sei der Hausarztmangel groß – auch in vielen Regionen, wo Kaufland und Sana gute Infrastrukturen hätten. Sana betreibt bundesweit 46 Kliniken und 57 MVZ, so die LZ. Jetzt stehe aber zunächst der Pilot im Mittelpunkt: „Mit diesen Erkenntnissen werden wir später entscheiden, ob es weitere Standorte geben wird“, so Sana laut LZ. Die Technik sei leicht skalierbar. Die Räumlichkeiten seien zunächst so geplant, dass die Kund:innen erst den Medical Room aufsuchen und dann ihre Einkäufe erledigten.

Passend zu diesem Vorstoß hatte sich auch der Sana-CEO Thomas Lemke kürzlich geäußert. Es stelle sich die Frage: „Wollen wir den Menschen in Deutschland auch künftig einen uneingeschränkten Zugang zu medizinischen Leistungen garantieren? Unsere Position ist klar: Ja! Notwendige Behandlungen gehören selbstverständlich zur Versorgung und ermöglichen ein beschwerdefreies Leben, unabhängig vom Alter.“

Sana-Fokus: Versorgung im ländlichen Raum

Limitierte Zugänge zu medizinischen Leistungen, wie der Schweiz oder in Großbritannien, seien nicht hinnehmbar – wobei es dem Klinik- und MVZ-Betreiber nicht nur um die Versorgung in Krankenhäusern geht. So schreibt der Konzern: „Wir benötigen einen Paradigmenwechsel im deutschen Gesundheitswesen: statt Kliniken oder Patienten mit immer neuen Sanktionen und Vorgaben zu belegen, würden Anreize und Freiräume viel schneller notwendige Veränderungen im Gesundheitssystem nach sich ziehen und die Suche nach innovativen Lösungen für das Gesundheitswesen der Zukunft beschleunigen. Dies käme der Gesundheitsversorgung nicht nur in Großstädten zu Gute, sondern gerade auch der Versorgung im ländlichen Raum, die Sana ganz besonders am Herzen liegt.“

Kaufland-Apotheken

Zur Schwarz-Gruppe gehören neben Kaufland auch Lidl sowie die Datenfirma SlackIT, der die Abda gerade den Zuschlag für die Betreuung ihres Datenhubs erteilt hat. Der frühere Celesio-CEO Dr. Fritz Oesterle fungiert in der Schwarz Unternehmenstreuhand als einer der Statthalter von Firmenchef Dieter Schwarz.

Vor Kurzem hatte das Handelsblatt berichtet, dass die Schwarz-Gruppe – ebenso wie Rossmann – dem Vorbild von dm folgen und in den Versandhandel mit Arzneimitteln einsteigen wolle. Tatsächlich gab es bei Lidl schon vor Jahren eine Kooperation mit Apodiscounter, die derzeit allerdings nicht mehr auf der Website zu finden ist. Im Eingangsbereich vieler Kaufland-Märkte befinden sich Apotheken, deren Mietverträge zu einem großen Teil von einer Firma mit Sitz in Berlin kontrolliert werden.

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