Phytopharmaka

Schwabe verliert Umckaloabo-Patent

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Das Europäische Patentamt hat heute das Patent zur Herstellung von Extrakten aus Pelargonium sidoides und Pelargonium reinforme widerrufen. Das Verfahren, das vom Karlsruher Pharmaunternehmen Dr. Willmar Schwabe bei der Produktion des Erkältungsmittels Umckaloabo zum Einsatz kommt, stellt demnach aus patentrechtlicher Sicht keine Erfindung dar. Die Technik sei bereits „ausreichend vorbekannt“ gewesen, sagte ein Sprecher des Patentamts. Auch Aspekte der Biodiversitäts-Konventionen seien berücksichtigt worden.

Die schriftliche Begründung steht noch aus. Im März 2008 hatten verschiedene Firmen und Nichtregierungsorganisationen Einspruch gegen das im September 2002 erteilte Patent eingelegt, darunter die Phytohersteller Finzelberg, Alpinamed und Frutarom. Während die Schwabe-Konkurrenten technische Kriterien nicht erfüllt sahen, machten die anderen Kläger ethische Gründe für ihren Einspruch geltend.

Der Evangelische Entwicklungsdienst (EED) nannte die Entscheidung einen „großen Erfolg im Kampf gegen Biopiraterie“. Das Extraktionsverfahren finde sich bereits in einschlägigen Handbüchern. Bewohner von Lesotho und des südafrikanischen Ortes Alice fertigten traditionell aus den Wurzeln der dort wachsenden Geranien Tinkturen gegen Entzündungen der Atemwege und Tuberkulose. Basierend auf diesem Wissen habe Schwabe Umckaloabo entwickelt und verdiene am traditionellen Wissen der Afrikaner, ohne diese angemessen am Gewinn zu beteiligen.

Schwabe kann in den kommenden Wochen noch Beschwerde gegen die Entscheidung einlegen. Am Abend war für eine Stellungnahme niemand zu erreichen. Nach früheren Angaben des Konzerns unterscheidet sich der patentierte Extraktionsprozess völlig von der traditionellen Herstellung der Tinktur. Es würden spezifische Inhaltsstoffe hergestellt, damit sich bestimmte Wirkstoffe gewinnen und andere herausfiltern ließen. Dadurch könne die Wirksamkeit und Verträglichkeit erhöht werden.

Umckaloabo ist eines der wichtigsten Produkte der Konzerntochter W. Spitzner Arzneimittel und mit einem geschätzten Umsatz von rund 80 Millionen Euro eines der erfolgreichsten OTC-Arzneimittel Deutschlands.

Zur Schwabe-Gruppe gehören mehr als 20 Tochterunternehmen und Unternehmensbeteiligungen, darunter die Deutsche Homöopathie-Union (DHU) und die Phytohersteller Farmasan und Bioplanta. 2008 setzte Schwabe 525 Millionen Euro um, davon 390 Millionen Euro mit Phytopharmaka.

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