Die IKK classic hat neue Zuschläge für Rabattarzneimittel erteilt. Insgesamt 267 Lose waren ausgeschrieben, zum Zuge gekommen sind auch hier neben den etablierten Hersteller einige Exoten, die bislang kaum oder gar nicht in den Apotheken zu finden sind. Auffällig auch: Bei einigen Vertragspartnern handelt es sich um Anbieter, die ihren Firmensitz gar nicht in Deutschland haben.
Während große Player wie Ratiopharm, Hexal und Stada zum Start der Rabattverträge im Jahr 2007 noch zögerten, nutzten einige mittelständische Hersteller die Gelegenheit, um in den Markt zu kommen, darunter AAA, KSK oder Biomo. Sie sind teilweise schon wieder verschwunden, stattdessen haben sich die großen Generikakonzerne ihre Position gesichert. Viele Wirkstoffe gehen in der Regel an Aliud, Aristo, 1A/Hexal, TAD, Ratiopharm/Teva, Viatris und Zentiva.
Daneben punkten bei den Ausschreibungen oft große Anbieter aus Indien, darunter Accord, Basics, Betapharm und Heumann. Auch auf spezielle Indikationen spezialisierte Unternehmen wie AAA, Amarox, Dr. Kade, Galen, Grünenthal, GSK, Holsten, Neuraxpharm, Omnivision, Pharma Stulln und Théa sind in ihrem jeweiligen Segment immer wieder mit von der Partie.
Gelegentlich erhalten auch Exoten den einen oder anderen Zuschlag, Ascend etwa, Bluefish, HEC Pharm oder Medical Valley. Und seit Kurzem drängen neue Anbieter auf den Markt, 089Pharm etwa als Tochter von Polpharma oder Grindeks Kalcek aus Lettland.
Bei der IKK classic tauchen jetzt mehrere Namen auf, die weitgehend unbekannt oder zum Teil komplett neu im deutschen Markt sind und die teilweise noch nicht einmal eine Niederlassung in Deutschland haben.
Der Zuschlag für Isotretionin ging an Laboratoires Bailleul. Der Hersteller aus Frankreich hat seinen internationalen Sitz in Genf, Vertragspartner der IKK ist eine Tochterfirma in Luxemburg, eine deutsche Niederlassung gibt es in Frankfurt. Zu den Produkten gehören neben dem IKK-Rabattarzneimittel Isotiorga die Präparate Cystiphane, Dienacne, Fynzur und Imazol. Bei der Ausschreibung hat das Unternehmen mit Galenpharma zusammengearbeitet.
Waymade heißt der niederländische Hersteller, der die Zuschläge für Maroviroc und Trientin geholt hat. Seit 2021 ist das Unternehmen im deutschen Markt aktiv, allerdings ohne eigene Niederlassung. Für Trientin gibt es bereits Rabattverträge mit der IKK, aber auch mit der AOK sowie den Ersatz- und Betriebskrankenkassen. Der gleichnamige Mutterkonzern aus Großbritannien war in den 1980er-Jahren durch die beiden in Kenia aufgewachsenen Brüder Vijay and Bhikhu Patel gegründet worden; die auf Markenarzneimittel spezialisierte Tochterfirma Atnahs wurde 2013 mehrheitlich an den Finanzinvestor Triton verkauft.
Exklusiver Rabattpartner bei Raloxifen ist Substipharm mit Evista. Das Unternehmen mit Sitz in Paris hat mit Efient außerdem Prasugral im Sortiment, ist aber bislang bei keiner Kasse vertreten. 1995 gegründet, ist der Hersteller mittlerweile mit 90 Wirkstoffen in 100 Ländern vertreten.
Bereits bei vergangenen Ausschreibungen anderer Kassen konnte sich der tschechische Hersteller Vivanta den einen oder anderen Zuschlag sichern. Bei der IKK classic ist das Unternehmen mit Sitz in Prag bei Ambrisentan, Atorvastatin, Deferasirox, Lancosamid, Olmesartan/HCT und Sunitinib zum Zuge gekommen. Für Silodosin ist Vivanta sogar exklusiver Rabattpartner. Hatte sich das Unternehmen zunächst über Dienstleister an den Ausschreibungen beteiligt, wird gerade ein eigenes Team aufgebaut. Eine Zweigniederlassung gibt es in Frankfurt. Vivanta gehört zum indischen Hersteller Dr. MSN, der 2003 von Dr. Manne Satyanarayana Reddy gegründet wurde. Zu Dr. Reddy‘s, dem Mutterkonzern von Betapharm, gibt es trotz des Namens wohl keine familiären Verbindungen.
Sapropterin kommt von Dipharma, die 2020 gegründete Vertriebsfirma mit Sitz in Limburg ist bereits Rabattpartner mehrerer Betriebskrankenkassen. Auch für die beiden anderen Wirkstoffe aus dem Portfolio, Miglustat und Nitisinone, hat Dipharma bereits Rabattverträge mit AOK, Ersatz- und Betriebskrankenkassen. Der Mutterkonzern aus Chiasso im schweizerischen Tessin gehört seinerseits zum gleichnamigen Lohnhersteller aus Mailand unter Leitung von Gründer Marc-Olivier Geinoz.
Abdi Pharma hat Zuschläge für Memantin und Nevirapin geholt. Das Unternehmen mit Sitz in Heppenheim ist eine Tochtergesellschaft von Abdi Ibrahim aus Istanbul, seit 20 Jahren Marktführer im türkischen Pharmamarkt und weltweit in 15 Ländern präsent. Die Unternehmensgruppe ist bereits Partner von Glenmark, Heumann, Zentiva und anderen namhaften deutschen Unternehmen, seit drei Jahren drängt sie unter Leitung von Michael Ewers mit eigenen Generika in die deutschen Apotheken.
Insgesamt 267 Lose hatte die IKK classic ausgeschrieben, für zwei Dutzend Wirkstoffe konnten keine Zuschläge vergeben werden, darunter Metoprololsuccinat. Vertragsbeginn ist der 1. Januar, die Laufzeit liegt bei zwei Jahren. Die Verträge zu rund 40 Fachlosen beginnen bereits ab dem 1. Oktober und laufen dann 27 Monate.