Die Noweda hat ein hervorragendes Geschäftsjahr hinter sich: Beim Umsatz wurde die Marke von 10 Milliarden Euro geknackt, auch der Gewinn stieg deutlich. Die zusätzlichen Gewinne fließen nicht nur in eine erhöhte Dividende; die Genossenschaft spendiert abermals die Gebühren für Cardlink und Zukunftspakt.
Der Umsatz stieg um mehr als 8 Prozent auf 10,75 Milliarden Euro, wobei rund 613 Millionen Euro in der Schweiz und in Luxemburg erzielt wurden. Hierzulande wuchs die Noweda mit 7,45 Prozent stärker als der Großhandel (5,84 Prozent). Der Rohertrag erreichte 568 Millionen Euro und fiel damit mehr als 13 Prozent höher aus als im Vorjahr (501 Millionen Euro). Die Rohertragsmarge verbesserte sich damit um 0,3 Prozentpunkte auf 5,3 Prozent.
Zwar stiegen auch die betrieblichen Aufwendungen – also die Gesamtkosten inklusive Abschreibungen – um rund 53 auf 457 Millionen Euro. Die Kosten machen also 4,25 Prozent vom Umsatz aus (Vorjahr: 4,06 Prozent. Dabei stiegen die Personalkosten von 192 auf 206 Millionen Euro und die sonstigen Kosten von 190 auf 226 Millionen Euro. Die planmäßigen Abschreibungen lagen mit 24,5 Millionen Euro rund 11 Prozent über Vorjahr; eine wesentliche Größe ist hier weiterhin die digitale Infrastruktur von IhreApotheken.de.
Der Jahresüberschuss wuchs aber trotzdem um 9 Prozent auf 64 Millionen Euro; relativ gesehen blieb er mit 0,6 Prozent konstant.
„Das vergangene Geschäftsjahr ist ein Meilenstein unserer Unternehmensgeschichte, denn erstmals hat die Noweda die Umsatzgrenze von 10 Milliarden Euro überschritten“, so Vorstandschef Dr. Michael Kuck. Er räumte ein, dass die Genossenschaft auch von der Skonto-Regelung profitiert habe. Als apothekereigenes Unternehmen habe man diese Nachteile für die Apotheken „im juristisch zulässigen Rahmen nach Kräften abgemildert“. Rund die Hälfte der eigenen Spanne gebe man aber in Form von Rabatten, Angeboten und eben Kundenskonti an die Apotheken der Mitglieder weiter.
Vom Bilanzgewinn der Genossenschaft in Höhe von 31 Millionen Euro sollen 7 Millionen Euro in die Rücklage fließen und rund 24 Millionen Euro als Dividende ausgeschüttet werden, das ist 1 Million Euro mehr als im Vorjahr. Entsprechend steigt die Bruttorendite für Mitglieder mit einem Jahresumsatz von mindestens 720.000 Euro pro Apotheke auf 10,5 Prozent für Pflichtanteile (plus 1,25 Prozentpunkte) und 11,75 Prozent für freiwillige Anteile (plus 0,75 Prozentpunkte). Dies entspricht einer Bardividende in Höhe von 8,925 Prozent (Pflichtanteile) beziehungsweise 9,9785 Prozent (freiwillige Anteile). Für alle anderen förderfähigen Mitglieder, die die Voraussetzungen erfüllen, beträgt die Bruttorendite 8,1 Prozent für die Pflichtanteile und 9,45 Prozent für die freiwilligen Anteile. Dies entspricht einer Bardividende in Höhe von 6,885 Prozent beziehungsweise 8,0325 Prozent.
Die Genossenschaft legt aber noch einen obendrauf: Zur Entlastung der Apotheken in dem wichtigen Zukunftsthema der digitalen Dienstleistungen stellt die Noweda rund 17 Millionen Euro für ihre Mitglieder und Kunden bereit: Damit werden die CardLink-Gebühren für das erste Halbjahr 2026 sowie die Monatsbasisgebühr für die Teilnahme am Zukunftspakt Apotheke rückwirkend ab dem 1. Juli für ein komplettes Jahr übernommen. Alternativ zur Erstattung der Monatsbasisgebühr können Apotheken wahlweise auch für ein Jahr kostenlos die neuen Versorgungsmodule einschließlich individueller Marketingleistungen beziehen.
Bereits im vergangenen Geschäftsjahr hatte die Noweda zur Entlastung der Apotheken die Gebühren für die Teilnahme am CardLink-Verfahren erstattet.
Laut Kuck wächst die Zahl der teilnehmenden Apotheken weiter und wird in naher Zukunft die 8000er-Marke überschreiten. Auch die Zahl der Bestellungen, die über das System des Zukunftspakts laufen, entwickle sich sehr erfreulich: Im zweiten Halbjahr des abgelaufenen Geschäftsjahrs gab es laut Kuck eine Steigerung von rund 140 Prozent gegenüber dem ersten Halbjahr verzeichnen. Für das erste Halbjahr des aktuellen Geschäftsjahres rechne man mit einer weiteren Steigerung von rund 51 Prozent.
Kuck appellierte an alle Apothekerinnen und Apotheker, die sich mit dem Thema noch nicht so sehr auseinandergesetzt haben: „Jetzt wäre ein guter Zeitpunkt, das zu ändern.“ Denn ohne eigene digitale Angebote werde die Apotheken den alten und neuen Angreifern auf Dauer nicht genug entgegensetzen können. „Apotheken müssen hier investieren. Wir jedenfalls werden unsere Anstrengungen mit aller Kraft fortführen. Damit Apotheken digitale Dienstleistungen in bester Qualität anbieten können. Diese Services werden für die zukünftige Wettbewerbsfähigkeit der Apotheke ein entscheidender Faktor sein. Und deshalb ist das der richtige Weg.“
Gemeinsam mit den Partnern im Zukunftspakt Apotheke, allen voran dem Burda-Verlag, habe man eine digitale Infrastruktur geschaffen, die nicht nur ein Maximum an Nutzerfreundlichkeit und Service biete, sondern es auch erlaube, zusätzlich die eigene, individuelle Apothekenmarke in den Vordergrund zu stellen. Auch im vergangenen Geschäftsjahr habe man weiter in IhreApotheken.de investiert und so den weiteren Ausbau von Services ermöglicht. Kuck nannte Tools für das Impfen, Diagnostik und Hilfsmittel.
Allerdings ist der Bereich nach wie vor defizitär; knapp 9,5 Millionen Euro betrug der Fehlbetrag des Gemeinschaftsunternehmens im vergangenen Geschäftjahr. Positive Erträge lieferte dagegen mit 1,9 Millionen Euro die Kundenzeitschrift MyLife, ebenfalls ein Gemeinschaftsprojekt mit Burda, sowie der schweizerische Großhändler PharmaFocus (4,6 Millionen Euro).
Auch Investitionen ins eigene Geschäft waren drin, sie stiegen um 3 Millionen Euro auf insgesamt 30,5 Millionen Euro. Zu den größten Projekten zählten die Erweiterung und Modernisierung der Niederlassungen Langgöns und Frechen. Aktuell investiert die Noweda umfangreich in Bergkirchen, unter anderem in eine 3000 Quadratmeter große Logistikhalle sowie zwei hochmoderne Kommissionierautomaten.
Auch im neuen Geschäftsjahr führte die Noweda ihre Öffentlichkeitskampagne für die Vor-Ort-Apotheke weiter. Das diesjährige Motto: „Apotheken stärken. Jetzt.“. Zur Verbreitung der Botschaft wurden Anzeigen in reichweitenstarken Medien wie Bunte und Focus veröffentlicht, aber auch Spots im politischen Podcast „Table Today“ geschaltet. Die Motive wurden auf Social Media ausgespielt; dazu gab es eine Live-Kampagne mit LED-Truck und XXL-Projektionen im politischen Herzen Berlins. „Auch wenn die aktuelle, enttäuschende Entwicklung in der Frage des Apothekerhonorars einmal mehr gezeigt hat, wie dick die Bretter sind, die in der Politik gebohrt werden müssen, gibt es aus unserer Sicht keine Alternative dazu, dass jeder dort, wo er die Möglichkeit hat, immer wieder eine faire Behandlung der Apotheken einfordert“, so Kuck.
Die Zahl der Mitglieder sank von 9380 auf 9291. Zwar gab es 326 Neuzugänge, diesen standen aber 415 Abgänge gegenüber. Dies war ein Rekordwert, hinter dem 128 Schließungen und Kündigungen von 100 Mitgliedern stehen, die nicht mehr beruflich aktiv sind. „Dieser Wert beträgt mehr als das Doppelte der Vorjahre“, so Kuck. Er räumte ein, dass die Änderung der Dividendenregelung dabei eine Rolle spielte, die ja unter anderem eine gewisse Besserstellung der beruflich aktiven Mitglieder bewirken sollte. 79 Mitglieder sind verstorben, 37 mussten wegen fehlender Umsatzvergabe die Genossenschaft verlassen. Die übrigen 71 Abgänge verteilen sich auf sonstige Kündigungen, Übertragungen und Insolvenz.
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