Klosterfrau: Schaebens Aufstieg und Fall APOTHEKE ADHOC, 15.08.2020 08:35 Uhr
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Kampf um den Melissengeist: Fast 100 Jahre lang gehörte Klosterfrau der Schaeben-Familie – bis sie aus dem Unternehmen gedrängt wurde. Foto: APOTHEKE ADHOC
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Der erste Teil der Reihe beschäftigte sich mit der Lebensgeschichte von Maria Clementine Martin, Gründerin der Firma Klosterfrau. Foto: APOTHEKE ADHOC
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Klosterfrau blickt auf eine lange Geschichte zurück: 1826 beginnt die Nonne Maria Clementine Martin, Kölnisch Wasser und Melissengeist herzustellen. Foto: APOTHEKE ADHOC
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1775 unter dem brügerlichen Namen Wilhelmine de Martin in Brüssel geboren, lebt sie ab dem 17. Lebensjahr im Kloster, erst in Coesfeld, dann in Gronau. Als die Ordenshäuser im Zuge der Säkularisierung aufgelöst werden, zieht Martin nach Tirlemont in die Nähe von Waterloo. Foto: Klosterfrau Gesundheitsservice
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Vier Sprachen sprechend und mit heilkundlichem Wissen ausgestattet, hilft sie 1815 den Verwundeten der Entscheidungsschlacht zwischen Alliierten und Napoleon. Für ihren außergewöhnlichen Einsatz sichert ihr König Friedrich Wilhelm III eine jährliche Pension von 160 Talern zu. Foto: Klosterfrau Gesundheitsservice
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1825 wird sie nach Köln geholt, um den dortigen Vikar zu pflegen. Ein Jahr darauf gründet sie ihr eigenes Unternehmen. 1827 zieht die Firma in das Haus Domhof 19, das dem Domkapitel gehört. Foto: Klosterfrau Gesundheitsservice
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Vertrieben werden Kölnisch Wasser, Melissen- und Carmeliten-Geist sowie Lavendel-Wasser. Foto: Klosterfrau Gesundheitsservice
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Am 9. August 1843 stirbt Martin und wird unter großer Anteilnahme der Bevölkerung auf dem Melatenfriedhof beigesetzt. Noch heute erinnert eine Steinfigur am Kölner Rathausturm an die Unternehmerin gewordene Geistliche. Foto: Klosterfrau Gesundheitsservice
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Kurz vor ihrem Tod macht Martin ihren Assistenten und Gehilfen Gustav Schaeben zum Erben. Mit ihrem Testament gibt sie ihm den Rat auf den Weg, sich nicht „mit einem Compagnon in Theilung des Geschäftes“ einzulassen. Foto: Schaebens
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Doch gegen Ende der 1920er Jahre brauchen die damaligen Inhaber Wilhelm und Otto Schaeben Geld. Foto: Klosterfrau Gesundheitsservice
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Die Brüder ignorieren den Rat, den die Gründerin ihrem Großvater mit auf den Weg gegeben hat, und suchen einen Investor. Foto: Klosterfrau Gesundheitsservice
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Am 7. Mai 1929 tritt Konsul Wilhelm Doerenkamp als Kommanditist neu in das Familienunternehmen ein. Der 1882 geborene Kaufmann ist als Generalvertreter der Opel-Werke zu Wohlstand gekommen und will sein Kapital gewinnbringend anlegen. Er leiht der Firma 100.000 Reichsmark. Foto: Klosterfrau
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Dann kommt die Weltwirtschaftskrise, die Firma kann den Kredit nicht zurückzahlen. Am 20. Mai 1933 wird das Konkursverfahren eröffnet; im Rahmen eines Zwangsvergleichs drängt Doerenkamp als Hauptgläubiger die bisherigen Besitzer aus der Firma. Foto: Klosterfrau Gesundheitsservice
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Immerhin: Mit Haus Schaeben's gelingt der Familie ein Neuanfang; noch sind die Produkte der Firma im Drogeriemarkt zu finden. Foto: APOTHEKE ADHOC
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1944 wird das Firmengelände in Köln durch Bomben zerstört. Das Grundstück in der Gereonsmühlengasse gehört seit 1871 der Firma; nach dem Krieg werden die Gebäude wieder aufgebaut. 1946 kann die Produktion wieder aufgenommen werden. Foto: APOTHEKE ADHOC
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Nach dem Tod von Doerenkamp 1972 übernimmt der Kaufmann Paul Gräff, 1952 als Finanzchef ins Unternehmen geholt, die Geschäfte. Foto: Klosterfrau Gesundheitsservice
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Unter Gräff beginnt in den 1970er Jahren die Expansion. Foto: Klosterfrau Gesundheitsservice
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Den wichtigsten Sprung macht Klosterfrau 1979. Gemeinsam mit dem Frankfurter Chemie- und Pharmakonzern Hoechst wird das Gemeinschaftsunternehmen Cassella-med gegründet. Auf einmal ist Klosterfrau mit einigen Produkten exklusiv in der Apotheke. Foto: Elke Hinkelbein
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Als die Partner vom Main sich später auf rezeptpflichte Arzneimittel konzentrieren wollen, übernimmt Klosterfrau die Firma 1998 komplett – samt der Marken Soledum, Nasic, Enelbin, Limptar und Metifex. Foto: APOTHEKE ADHOC
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Bronchicum und ... Foto: APOTHEKE ADHOC
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... Monapax behält die Sanofi-Tochter Nattermann, den Vertrieb übernimmt Klosterfrau. Foto: APOTHEKE ADHOC
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Drei Jahre nach dem Tod von Gräff wird im Jahr 2000 Friedrich Neukirch Chef von Klosterfrau. Er war bereits seit 1984 in der Geschäftsführung. Foto: Elke Hinkelbein
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2006 übernimmt Klosterfrau die Marken des insolventen Berliner Herstellers Lichtwer, der – anders als Klosterfrau – wegen seines Ausflugs in den Mass Market abgestraft wurde. Darunter sind Produkte wie ... Foto: Elke Hinkelbein
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... Kwai, ... Foto: APOTHEKE ADHOC
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... Hepar SL ... Foto: APOTHEKE ADHOC
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... und Jarsin. Foto: APOTHEKE ADHOC
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Zur selben Zeit ziehen sich langjährige Geschäftsführer zurück, etwa Harald Greve (Wissenschaft) ... Foto: Klosterfrau
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... oder Hans-Georg Hoffmann (Recht). Foto: Elke Hinkelbein
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Als Nachfolger für Neukirch gilt Stefan Meyer. Doch er wirft 2012 überraschend das Handtuch und geht zu Bayer. Foto: Elke Hinkelbein
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2016 übernimmt der ehemalige Merz-Chef Dr. Martin Zügel. Foto: Merz
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Er wird im Frühjahr 2019 durch den ehemaligen Hexal-Chef Helmut Fabry ersetzt. Foto: Klosterfrau
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Bereits in den 1970er Jahren hat Gräff, dem Wunsch Doerenkamps entsprechend, die Firmenanteile zum größten Teil in eine Stiftung eingebracht. Verwaltet werden die Finanzen in Zürich. Foto: APOTHEKE ADHOC
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Die Familie spielt im Unternehmen keine große Rolle mehr. Hildegard Doerenkamp, die einzige Tochter des Firmengründers, hat sich bereits Ende der 1980er Jahre aus dem operativen Geschäft zurückgezogen. Im Frühjahr 2011 verstirbt sie im Alter von 91 Jahren. Foto: DZS
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Mit einem Umsatz von rund 260 Millionen Euro auf Basis der Apothekenverkaufspreise (AVP) gehört Klosterfrau zu den wichtigsten OTC-Herstellern in Deutschland. Foto: APOTHEKE ADHOC
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Weitere bekannte Produkte aus der Apotheke sind Neo Angin und ... Foto: APOTHEKE ADHOC
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... Nasic. Foto: APOTHEKE ADHOC
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Autan (SC Johnson), ... Foto: APOTHEKE ADHOC
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... Ricola und ... Foto: APOTHEKE ADHOC
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... Dobendan/Nurofen hat Klosterfrau nicht mehr im Gepäck. Foto: APOTHEKE ADHOC
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Klosterfrau Melissengeist gibt es auch im Mass Market. Foto: APOTHEKE ADHOC
Berlin - Im Drogeriemarkt gibt es die Marke Schaebens – die Eigentümerfamilie stand auch knapp 100 Jahre lang hinter dem OTC-Hersteller Klosterfrau. Über den Aufstieg und Fall berichtet der zweite Teil der Firmenchronik, der jetzt als Buch erschienen ist.
Gegründet wurde Klosterfrau 1826 von der Nonne Maria Clementine Martin; drei Jahre später nahm sie Peter Gustav Schaeben als Gehilfen auf. Der damals 14-Jährige war in bescheidenen Verhältnissen groß geworden und hatte nach dem Tod seiner Mutter und erneuter Heirat seines Vaters gerade sein Elternhaus verlassen. Martin schloss den jungen Mann in ihr Herz, ließ ihn bei sich wohnen und machte ihn schließlich zum Geschäftsführer. Kurz bevor sie 1843 starb, ernannte sie ihn zum Universalerben.
Schaebens baute das Unternehmen kontinuierlich aus, nach seinem Tod 1885 übernahmen zunächst seine Frau und schließlich seine Söhne die Geschäfte. Der erste Weltkrieg stoppte den Aufstieg des Unternehmens; Schaebens Enkel mussten die Firma durch Inflation und sinkende Nachfrage führen. Im Mai 1929 nahmen sie mit Wilhelm Doerenkamp einen Investor an Bord, um eine neue Werbekampagne für ihr Kölnisch Wasser zu lancieren. Die Offensive brachte nicht den erhofften Erfolg, zu groß war die Konkurrenz mittlerweile – sowohl beim Duftwasser als auch beim Melissengeist.
Als in Folge des Börsencrash auch noch Alkohol teurer wurde, geriet Klosterfrau endgültig in wirtschaftliche Schieflage und musste schließlich Konkurs anmelden. Im Rahmen des Zwangsvergleichs ging die gesamte Firma an Doerenkamp. Ironie der Geschichte: In ihrem Testament hatte die Firmengründerin ihrem Alleinerben den Rat mit auf den Weg gegeben, sich nicht „mit einem Compagnon in Theilung des Geschäftes“ einzulassen.
Das Buch „Das Erbe der ‚Klosterfrau‘ in Köln“ ist in der Reihe „Persönlichkeit im Zeitgeschehen“ des LIT-Verlags und mit zahlreichen Quellen und Abbildungen versehen. Mit Gabriele M. Berberich konnten Georg Schwedt und Helmut Heckelmann ein Mitglied der Schaeben-Familie als Co-Autorin gewinnen; andere Nachkommen unterstützten das Projekt ebenfalls. Für Heckelmann ist die Aufarbeitung der Firmengeschichte gewissermaßen eine Lebensaufgabe: 1975 verteidigte er als junger Anwalt die Familie, die von Klosterfrau auf Herausgabe einer alten Rezeptur verklagt worden war. Der erste Teil erschien vor einem Jahr unter dem Titel „Kölnisch Wasser und Melissengeist“ ebenfalls im LIT-Verlag.
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