Verbände warnen

Diabetes: Vorsicht vor Fake-Produkten im Netz

, Uhr
Berlin -

Gefälschte Produkte, gestohlene Logos, leere Versprechen: Immer öfter stoßen Menschen mit Diabetes online auf gefährliche Fake-Angebote. „Die sozialen Medien werden immer stärker zu einem rechtsfreien Raum für gesundheitsgefährdende Desinformation“, kritisiert die Präsidentin der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) Professor Dr. Julia Szendrödi.

Nach Angaben der DDG, diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe, dem Bundesverband Niedergelassener Diabetologen (BVND) und dem Verband der Diabetes-Beratungs- und Schulungsberufe in Deutschland (VDBD) stoßen Menschen mit Diabetes in sozialen Netzwerken immer häufiger auf dubiose Angebote wie Mikronadelpflaster, angeblich „natürliche GLP-1-Lösungen“ oder vermeintlich nichtinvasive Blutzuckermessgeräte.

Hinter diesen Produkten stecken nach Angaben der Fachverbände oftmals anonyme Anbieter ohne Impressum oder Rücksendeadresse, die Logos fälschen, gefälschte Testimonials nutzen und den Eindruck erwecken, seriöse Institutionen zu sein.

Patientinnen und Patienten erhalten gefälschte Produkte

Viele Betroffene berichten, dass sie nach einer Bestellung entweder gar nichts oder nur minderwertige Geräte wie einfache Pulsoximeter erhalten haben. Eine Rückerstattung oder Reklamation sei in der Regel nicht möglich.

„Wir stellen mit großer Sorge fest, dass die sozialen Medien immer stärker zu einem rechtsfreien Raum für gesundheitsgefährdende Desinformation werden“, warnt Szendrödi. „Als medizinisch-wissenschaftliche Fachgesellschaft verkaufen oder empfehlen wir keine Produkte. Unser Auftrag ist die unabhängige, evidenzbasierte Fortbildung von Ärztinnen und Ärzten sowie die Entwicklung medizinischer Leitlinien.“

Die DDG geht nach eigenen Angaben gegen solche Fälschungen mit allen verfügbaren Mitteln vor: Anzeigen mit missbräuchlicher Verwendung des Logos oder falschen gesundheitsbezogenen Aussagen werden regelmäßig bei Meta gemeldet. In vielen Fällen seien betrügerische Inhalte so bereits entfernt worden. „Auch wenn wir der Flut nicht vollständig Herr werden, handeln wir konsequent und beziehen eindeutig Stellung – für den Schutz von Patientinnen und Patienten“, betont Szendrödi.

Verbände fordern mehr Aufklärung und Schutz

„Wir erleben derzeit eine Welle von Fake-Angeboten, die auf die Verunsicherung chronisch kranker Menschen zielt – und das in einer Art und Weise, die hochgradig verantwortungslos ist“, sagt Dr. med. Jens Kröger, Vorstandsvorsitzender von diabetesDE. „Die öffentliche Hand scheint dieser Entwicklung kaum etwas entgegenzusetzen.“ Deshalb brauche es umso mehr Aufklärung.

„Patientinnen und Patienten wenden sich immer häufiger mit Fragen zu Produkten, die sie online gesehen oder sogar bestellt haben, an ihre Ärztinnen und Ärzte“, erklärt Toralf Schwarz, Vorsitzender des BVND und Facharzt für Innere Medizin und Diabetologie. „Wir investieren dadurch viel Zeit darin, Fehlinformationen zu korrigieren, statt uns um die gesundheitlichen Belange der Patientinnen und Patienten kümmern zu können.“

VDBD warnt vor unseriösen Angeboten „Diabetesberaterinnen und -berater erleben täglich, wie schnell sich solche Inhalte verbreiten. Umso wichtiger ist es, Patientinnen und Patienten zu stärken, solche Angebote zu hinterfragen – bevor sie Geld ausgeben oder ihre Gesundheit riskieren“, ergänzt Kathrin Boehm, Vorsitzende des VDBD.

Betroffene warnen sich gegenseitig

Als Warnsignale nennen die Verbände Versprechen von Wundermitteln ohne Nebenwirkungen. Empfohlen wird, offiziellen Quellen zu vertrauen, Logos, Expertenzitate und Webauftritte kritisch zu prüfen, auf vollständiges Impressum und Rücksendeadresse zu achten und vor einer Bestellung das Behandlungsteam einzubeziehen.

Positiv sei, dass sich Betroffene inzwischen auch in sozialen Netzwerken gegenseitig warnen. Künftig sollen nach Ansicht der vier Organisationen auch Verbraucherzentralen, Hausärztinnen und Hausärzte sowie Apotheken stärker eingebunden werden.

Newsletter
Das Wichtigste des Tages direkt in Ihr Postfach. Kostenlos!

Hinweis zum Newsletter & Datenschutz

Neuere Artikel zum Thema

APOTHEKE ADHOC Debatte