Videoapotheke

CoBox ist insolvent

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Aus für die Videoapotheke „CoBox“. Nach Informationen von APOTHEKE ADHOC hat das Unternehmen aus Waldsolms Insolvenz angemeldet. Das Verfahren wurde am 5. Juli vom Amtsgericht Wetzlar eröffnet.

Im Oktober 2009 war die CoBox mit einer ersten Installation in einer Sparkasse im hessischen Massenheim gestartet. Bei dem Projekt des Unternehmers Ulrich Baudisch können Kunden in einer Kabine per Videokonferenz Kontakt zu der angeschlossenen Apotheke aufnehmen. Rezepte können über einen Scanner eingelesen werden, die Lieferung erfolgt über einen Boten oder externen Logistiker.

Zunächst ging es gut los für die CoBox: Das Regierungspräsidium in Darmstadt erlaubte den Betrieb der Videoapotheke. Schließlich fand die „audio-visuelle Beratung“ sogar in einem Arbeitspapier des Bundesgesundheitsministeriums (BMG) Erwähnung. Anfang des Jahres sollen knapp 30 Apotheken einen Vertrag unterschrieben haben.

Doch zuletzt hatten sich die Misserfolge gehäuft: Im bislang letzten Eckpunktepapier zur Apothekenbetriebsordnung (ApBetrO) aus dem BMG war von Videoapotheken keine Rede mehr. Dem politischen Liebesentzug war ein Richtungswechsel im Vertrieb vorangegangen: Statt nur unterversorgte Gebiete auszustatten, wurde eine CoBox in einer Klinik installiert, im Februar folgte eine weitere im Foyer einer Frankfurter Bank.

Auch wirtschaftlich gab es Rückschläge: Bereits nach einem Jahr, im Oktober 2010, musste Baudisch zwei Standorte wieder abbauen. Die Investitionskosten von rund 75.000 Euro plus laufenden Leasinggebühren konnten sich nicht überall amortisieren.

Mitte Mai hatte die CoBox AG über eine Kapitalerhöhung versucht, neue Investoren an Land zu ziehen. Sogar der Verkauf einer Anteilsmehrheit stand im Raum. Den symbolischen Tiefpunkt hatte die CoBox dann vor rund einem Monat erreicht: Das Europäische Patentamt in München konnte keine „erfinderische Tätigkeit“ attestieren und lehnte den Antrag auf Urheberrechtsschutz ab. Damit hätte theoretisch jeder die Videokabine nachbauen können.

Doch offenbar hat sich schon für das bestehende Konzept kein Interessent gefunden. Das Projekt CoBox ist am Ende. Was nun mit den laufenden Standorten passiert, ist unklar. Bei der CoBox AG ist derzeit niemand zu erreichen - Betriebsferien bis zum 25. Juli.

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