OTC-Hersteller

Betriebsrat kontert Recordati

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Berlin -

Die Turbulenzen bei Recordati haben noch kein Ende. Der italienische Hersteller kündigte mehreren Mitarbeitern des OTC-Außendienstes. Das Unternehmen sah sich laut eigenen Angaben zu diesem Schritt gezwungen. Der Betriebsrat ist anderer Meinung und legte Widerspruch ein. Auch die Mitarbeiter wehren sich.

Recordati kündigte fünf Mitarbeitern. Als Grund nannte Geschäftsführerin Dr. Birgit Daglinger „individuelle Vorfälle“. Die Medizinerin wechselte im Juni von Ferring zu Recordati. „Es ist zutreffend, dass in unserem OTC-Außendienstbereich mehrere Kündigungen ausgesprochen werden mussten“, sagte sie. Das Unternehmen habe sich gezwungen gesehen, „zur Wahrung der Belegschafts- und Firmeninteressen entsprechende Maßnahmen zu ergreifen“.

Dem Vernehmen nach soll es um unterschiedliche Ansichten bei der Prämienabrechnung gehen. Die Mitarbeiter fühlen sich falschen Beschuldigungen ausgesetzt. Ein Grund für die Unstimmigkeiten sollen fehlerhafte Auswertungen der Softwaresysteme sein. Bei den Entlassungen handelt es sich laut Recordati um verhaltensbedingte Kündigungen. Die Betroffenen haben arbeitsrechtliche Schritte eingeleitet und gegen die Entscheidung geklagt.

Auch der Betriebsrat ist nicht mit den Entlassungen einverstanden. Die Arbeitnehmervertreter haben Widerspruch gegen die Kündigungen eingelegt. Das Gremium hat das Recht, vor jeder Entlassung angehört zu werden. Laut Betriebsverfassungsgesetz (BetrVG) musste Recordati die Gründe für die Kündigung mitteilen. Der Betriebsrat will sich angesichts der laufenden Verfahren nicht weiter äußern. Mehrere Schlichtungstermine stehen an.

Beim Außendienst verbleiben nur noch wenige Mitarbeiter. Die offenen Stellen sollen wieder neu besetzt werden. Doch die Kündigungen haben innerhalb der Belegschaft Verunsicherungen ausgelöst. Angestellte in Ulm fragen sich, ob die Kündigungen im OTC-Außendienst etwas mit dem Einstieg von CVC und einem Strategiewechsel zu tun haben. Recordati gab im Juni bekannt, dass das Private-Equity-Unternehmen die Mehrheit übernommen hatte.

2012 stärkte der Hersteller sein OTC-Geschäft mit der Übernahme sechs deutscher Marken von McNeil und Cilag, beides Tochterfirmen des US-Konzerns Johnson & Johnson. Für 21 Millionen Euro wechselten die Marken- und Vertriebsrechte von Rhinopront, Betadorm, JHP-Rödler, Collomack, Tirgon und Xitix den Besitzer. Insgesamt sind für das Ulmer Tochterunternehmen des italienischen Herstellers hierzulande rund 200 Mitarbeiter im Innen- und Außendienst tätig.

Insgesamt erzielt der 1926 gegründete Hersteller mit OTC-Produkten einen Anteil von 16 Prozent gemessen am Gesamtumsatz von rund 1,3 Milliarden Euro. Hierzulande lagen die Verkaufserlöse bei rund 113 Millionen Euro. Die Produkte werden in 135 Ländern vertrieben. Verschreibungspflichtige Arzneimittel gibt es für die Indikationen Allergologie, Gastroenterologie, Kardiologie, Orthopädie und Urologie. Die Forschung ist auf die Entwicklung neuer Arzneimittel in den Therapiegebieten Herz-Kreislauf und Urologie sowie für seltene Krankheiten fokussiert.

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