BD

Strategie: Nadelstiche

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Berlin -

In kaum einer Apotheke sind sie nicht zu finden: die Injektionsnadeln von Becton Dickinson (BD). In die Sichtwahl schaffen es die Produkte des US-Konzerns zwar selten; trotzdem entwickelt sich das Geschäft seit einigen Jahren prächtig. Für den Hersteller ist die Apotheke aber nur ein Absatzkanal von mehreren. Wie die künftige Konzerntochter CareFusion hat BD seinen Schwerpunkt in der Klinik.

Rund 190 Millionen Euro erwirtschaftet BD in Deutschland. Das Geschäft in den Apotheken ist von untergeordneter Bedeutung, machte es doch 2013 auf Basis der Apothekenverkaufspreise gerade einmal 71 Millionen Euro aus. Bemerkenswert ist diese Summe allemal, entspricht sie doch in etwa dem, was Stada mit Grippostad erzielt oder Pohl-Boskamp mit Gelomyrtol.

Dank Wachstumsraten von jeweils rund 20 Prozent sind die Apothekenprodukte – vor allem Nadeln der Marke Microfine und eine Handvoll weiterer Artikel – in den vergangenen zwei Jahren größer geworden als Fenistil (Novartis).

In Deutschland ist BD seit 1972 aktiv. Der Firmensitz ist in Heidelberg, dort befindet sich auch die Produktionsstätte, in der Fertignährmedien in Petrischalen und Flaschen, Eintauchnährmedien sowie biochemische Identifizierungssysteme für den Einsatz im In- und Ausland hergestellt werden.

Insgesamt beschäftigt BD hierzulande rund 450 Mitarbeiter, davon 130 in der Produktion. Geschäftsführer ist seit Anfang 2013 Roland Pfleger, der zuvor für Lilly, Boston Scientific und Covidien gearbeitet. Sein Vorgänger Matthias Borst hatte das Geschäft zehn Jahre lang betreut und war auf europäische Ebene gewechselt.

BD wurde 1897 von Maxwell W. Becton und Fairleigh S. Dickinson als Importgeschäft für Medizinprodukte gegründet. Die beiden Unternehmer hatten sich auf einer Geschäftsreise kennengelernt und sich für 40 Dollar zur Hälfte die Rechte an einer Glasspritze gesichert, die von H. Wulfing Luer in Paris erfunden worden war.

1904 kaufte BD die Philadelphia Surgical Company, die chirurgische Instrumente aus Metall herstellte. Zwei Jahre später wurde in East Rutherford ein Werk eröffnet, in dem Thermometer, Spritzen und Kanülen produziert werden. 1924 brachte BD die erste Insulinspritze auf den Markt, ein Jahr später wurde die Luer-Lok-Spritze zum Patent angemeldet, die heute in vielen Ländern Standard ist.

1948 übernahmen die beiden Söhne der Unternehmensgründer die Führung, sie expandierten ab 1951 ins Ausland und brachten den Konzern 1962 an die Börse. Eine feindliche Übernahme durch den Mineralölkonzern Sun Oil konnte Ende der 1970er Jahren abgewehrt werden.

2013 setzte BD rund 8 Milliarden Dollar um, davon 3,4 Milliarden Dollar in den USA und 2,5 Milliarden Dollar in Europa. Mit 4,3 Milliarden Dollar wurden mehr als die Hälfte der Erlöse im Bereich Medical erwirtschaftet, der medizinische Einmalprodukte und neue Technologien in der Injektions- und Infusionstechnik umfasst.

Erlöse von 2,6 Milliarden Dollar brachte der Bereich Diagnostics, zu dem Produkte zur Entnahme und zum Transport sowie von Geräte und Reagenzie für die Analyse vieler Infektionskrankheiten und Krebs gehören. 1,1 Milliarden Dollar entfielen auf die Sparte Biosciences, die Geräte und Reagenzien für die Forschung vertreibt.

Der Hauptsitz von BD befindet sich in Franklin Lakes, New Jersey. Die Aktien befinden sich komplett in Streubesitz, größte Einzelaktionäre sind verschiedene Finanzinvestoren wie State Street, Vanguard und BlackRock. In mehr als 50 Ländern beschäftigt der Konzern 30.000 Mitarbeiter. Für 12,2 Milliarden Dollar will BD jetzt den Rowa-Mutterkonzern CareFusion übernehmen und sich so „von einem produktorientierten Unternehmen zu einem kundenorientierten Anbieter von innovativen Lösungen für das Gesundheitswesen“ weiterentwickeln.

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