Pharmakonzerne

Bayer: Ehrgeizig bei Pharma

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Berlin -

Wenige Tage nach der Übernahme des US-Agrarkonzerns Monsanto hat sich Bayer ehrgeizige Wachstumsziele verordnet. Besonders hohe Umsatz- und Margenzuwächse soll es im Rx-Geschäft geben. Aber auch das Consumer-Geschäft soll innovativer werden. Kurzum: Unter dem Monsanto-Deal soll das Pharmageschäft nicht leiden.

„Für die mittelfristige Entwicklung sind wir optimistisch und haben uns entsprechend ambitionierte Ziele gesetzt“, sagte Vorstandschef Werner Baumann auf einer Investorenkonferenz in Köln. Im Rx-Bereich hat Bayer die bisherigen Erwartungen angehoben: Bis Ende 2018 soll die Sparte jährlich im Durchschnitt um 6 Prozent wachsen – Währungs- und Portfolioeffekte außen vorgelassen. Im Vergleich zu 2015 sollen dann 18,2 statt 15,3 Milliarden Euro in den Büchern stehen. Die EBITDA-Marge soll von 30 auf 32 bis 34 Prozent klettern.

Besonders hohes Potenzial sieht man in Leverkusen bei den fünf neueren Produkten Xarelto, Eylea, Xofigo, Stivarga und Adempas. Waren bislang mindestens 7,5 Milliarden Euro angepeilt, nun sollen mehr als 10 Milliarden Euro erzielt werden. Beim Gerinnungshemmer erwartet Bayer ein Spitzenumsatzpotenzial von mehr als 5 Milliarden Euro, bislang waren 3,5 Milliarden Euro prognostiziert. Beim Augenmedikament sind es jetzt mehr als 2,5 statt mindestens 1,5 Milliarden Euro.

Die beiden Krebsmedikamente Xofigo und Stivarga haben laut Bayer ein Spitzenumsatzpotenzial von mehr als beziehungsweise mindestens einer Milliarde Euro. Adempas, ein Mittel zur Behandlung von Lungenhochdruck, könnte mehr als 500 Millionen Euro bringen.

Außerdem habe man vielversprechende Kandidaten in der Pipeline: Baumann ist sehr zuversichtlich, dass alleine die sechs wichtigsten Wirkstoffe insgesamt mindestens sechs Milliarden Euro in die Kasse spülen könnten. Dazu gehören Vericiguat gegen chronische Herzinsuffizienz (rund 500 Millionen Euro), Finerenone bei diabetischen Nierenerkrankungen, Vilaprisan gegen Gebärmuttermyome und BAY-1841788/ODM-201 gegen Prostatakrebs (jeweils mindestens 1 Milliarde Euro).

Anetumab Ravtansine gegen verschiedene Krebserkrankungen könnte mindestens 2 Milliarden Euro Erlöse bringen, Copanlisib gegen Lymphome mindestens 0,5 Milliarden Euro. Insgesamt befinden sich derzeit 19 Projekte in der klinischen Phase III, 16 in Phase II und 15 in Phase I. „Bis Ende 2023 planen wir mindestens 20 Produktausbietungen bei Pharmaceuticals“, sagte Baumann. Darunter seien sowohl neue Wirkstoffe als auch bereits zugelassene Wirkstoffe in neuen Indikationen.

Bei den rezeptfreien Gesundheitsprodukten (Consumer Health) will Bayer bis Ende 2018 ein durchschnittliches jährliches Umsatzwachstum von 4 bis 5 Prozent erreichen. Entsprechend soll die Sparte von 6,1 auf rund 7 Milliarden Euro wachsen. Die bereinigte EBITDA-Marge soll um 1 Prozentpunkt auf 25 Prozent steigen.

Bayer verfüge in diesem attraktiven Geschäft über eine breite Palette mit starken Markenprodukten wie den Schmerzmitteln Aspirin und Aleve, dem Antihistaminikum Claritin oder den Wundheilungs- und Hautpflegemitteln Bepanthen/Bepanthol, erläuterte Baumann. „Wir wollen uns bei Consumer Health auf globale Marken konzentrieren, die in ihren jeweiligen Kategorien führend sind und differenzierte, auf die jeweiligen lokalen Märkte zugeschnittene Markenstrategien implementieren.“

Im Fokus stünden dabei Schlüsselmärkte wie die USA, China, Brasilien und Russland. Des Weiteren wolle Bayer Innovationen bei Consumer Health beschleunigen. Ziel sei es unter anderem, das Potenzial der Zulassung bislang rezeptpflichtiger Arzneimittel für die Selbstmedikation auszuschöpfen und neue digitale Gesundheitsangebote für den Konsumenten zu entwickeln.

Am vergangenen Mittwoch hatte Monsanto der Übernahme durch Bayer zugestimmt und damit einen monatelangen Poker beendet. Der Deal würde Bayer mit einem Schlag zur weltweiten Nummer 1 bei Saatgut und Pflanzenschutzmitteln machen und die Gewichte im Konzern verschieben.

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