Epipen-Alternative

Apotheker konstruiert Notfallspritze

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Berlin -

Millionen Menschen in den USA sind auf das Notfallmedikament Epipen (Adrenalin) vom Generikakonzern Mylan angewiesen. Doch die Allergiespritze ist nicht gerade günstig. Die Einmalspritze, die sich Patienten bei einer schweren allergischen Reaktion selbst verabreichen können, kostet derzeit 300 US-Dollar das Stück und muss alle zwölf bis 18 Monate ersetzt werden. Der Hersteller steht dafür in der Kritik – vom Patienten bis zum Weißen Haus. Ein Apotheker aus Blacksburg (Virginia) hatte einen genialen Einfall: Für seine Patienten stellt er selbst eine Epipen-Alternative her.

Der Inhaber der Main Street Pharmacy, Jeremy Counts, war ebenfalls außer sich, als er von der Preissteigerung der Allergiespritze erfuhr. Daraufhin kaufte er den Wirkstoff Adrenalin – für einen guten Preis und en gros. In seiner Apotheker füllt er die Substanz in Spritzen und verkauft die nachgebauten Epipens für rund 20 US-Dollar à zwei Stück. „Ich fertige sie hier an und verkaufe sie zum Einkaufspreis“, sagt Counts.

In der Wirksamkeit gebe es keinen Unterschied, versichert der Apotheker. Der einzige Unterschied bestehe darin, dass das Originalpräparat aus einem „modischen“ Stift mit Sprungfeder bestehe. Patienten sollen laut Counts das Original kaufen, aber auch nur, wenn die Versicherung die Kosten übernimmt. Zudem könne seine Konstruktion sie für drei Monate versorgen, Mylans Arzneimittel hält ein volles Jahr vor.

Mylan hat den Preis für den Epipen seit 2007 um mehr als 400 Prozent angehoben. Man sei sich der finanziellen Belastung der Patienten bewusst, die zunehmend höhere Versicherungsprämien stemmen und zugleich den vollen Listenpreis für Medikamente zahlen müssten, räumte der Konzern später ein.

Der Generikakonzern hat bereits reagiert: Mylan bietet seit Kurzem eine Karte an, womit sich der Preis für das Paket um die Hälfte reduziert. Zudem will der Konzern mehr Vergünstigungen für einkommensschwache Patienten anbieten.

Hierzulande wird das Produkt unter dem Namen Fastjekt seit 2011 von Meda vertrieben. Vor einem Jahr gab es wegen der Wespenplage immer wieder Engpässe; der Fertigpen konnte tageweise nicht geliefert werden. Es gibt zwei Dosierungen: Erwachsene mit einem Körpergewicht von mindestens 30 Kilo bekommen 0,3 mg; Kinder die Hälfte. Andere Präpatate sind Jext (Alk Abelló) und Emerade (Bausch + Lomb).

Etwa 3,5 Prozent der Deutschen, also fast drei Millionen, reagieren auf Insektengifte von Bienen und Wespen mit einer starken allergischen Reaktion, in schlimmen Fällen sogar mit einem allergischen Schock, einer Anaphylaxie. Das kann tödlich enden: Pro Jahr sterben knapp 20 Personen infolge eines Stichs – die Dunkelziffer könnte noch höher liegen. Etwa 3000 Personen müssen pro Jahr vom Notarzt versorgt werden. Für den Notfall sollten Betroffene daher ein Set mit einer Adrenalinspritze bei sich haben.

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