Laut aktuellen Zahlen der Gematik werden rund 10 Prozent der E-Rezepte nicht eingelöst. Das entspricht zwar dem Niveau, das auch für Papierrezepte angenommen wurde. Aber der Mehraufwand fällt jetzt in der Apotheke an, wo nach den Verordnungen mitunter regelrecht gefahndet werden muss. „Es kommt bei uns in der Apotheke mehrmals täglich vor, dass wir die elektronische Gesundheitskarte (eGK) einlesen und dabei Rezepte finden, die längst abgelaufen sind“, berichtet eine Inhaberin.
Mehrmals am Tag kommt es laut der Inhaberin vor, dass eGK vorgelegt werden, auf denen sich noch sogenannte „Karteileichen“ finden. „Wir sehen vermehrt alte und bereits abgelaufene Rezepte. Sind 28 Tage bei Vorlage der Karte bereits vorbei, sprechen wir die Leute an und fragen, was wir damit machen sollen“, erklärt sie. „Wir fragen dann, ob wir es löschen sollen, was wir in den meisten Fällen auch tun.“
Was aber viel öfter vorkomme, seien von der Kundschaft erwartete Rezepte, die aber nicht zu finden seien. „Wenn die Rezepte nicht abrufbar sind, ist das meines Erachtens ein viel größeres Ärgernis, denn dies ist mit erheblichem Mehraufwand für uns verbunden.“
Die Apothekerin betont außerdem, dass es auch zu Zeiten des Papierrezepts schon vorkam, dass ausgestellte Rezepte einfach nicht eingelöst wurden. „Es ist nicht so, dass es erst mit dem E-Rezept zu diesem Phänomen gekommen ist.“
Habib Chalhoub, Apotheker in der Licht-Apotheke in Düsseldorf, stellt klar: „Ich lösche grundsätzlich keine E-Rezepte ohne vorherige Rücksprache mit dem ausstellenden Arzt.“ Dieser könne ansonsten nicht mehr nachvollziehen, ob das Rezept bereits eingelöst wurde oder nicht, erklärt er. „Sollte ein Patient Unterstützung bei der Klärung benötigen, biete ich selbstverständlich meine Hilfe an.“ Tatsächlich komme es durchaus häufiger vor, dass er uneingelöste E-Rezepte vorfinde. „Das ist keineswegs eine Seltenheit“, erklärt Chalhoub.
Einen ganz anderen Eindruck hat hingegen Dominik Herzog, Inhaber der Herzog-Apotheke in Neckargemünd. „Ich erlebe unsere Kundschaft als sehr zuverlässig. Tatsächlich werden die allermeisten Rezepte, die verordnet wurden, auch eingelöst.“ Wurde eine Verordnung dennoch mal vergessen, so spreche er die Patient:innen darauf an. „Ich kläre den Sachverhalt und kann das veraltete Rezept dann löschen oder vernichten. Das kommt aber eher selten vor.“
Laut Zahlen der Gematik werden täglich ungefähr 10 Prozent mehr E-Rezepte ausgestellt als eingelöst. Seit Erstellung der elektronische Patientenakte (ePA) der jeweiligen Patient:innen fließen die E-Rezept-Datensätze auch in die Akte ein.