Verband der Rechenzentren

Eklat beim VDARZ: Noventi schon wieder raus

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Berlin -

Das war eine kurze Ehe: Wenige Tage nach dem Beitritt zum Verband Deutscher Apothekenrechenzentren (VDARZ) ist Noventi schon wieder ausgetreten. Der Marktführer fühlt sich im Verband nicht richtig vertreten, auch weil der Noventi-Vertreter nicht aus dem Stand in den Vorstand berufen wurde. Und über das Rechtsgutachten zum E-Rezept des VDARZ gibt es ebenso unterschiedliche Auffassungen.

Der VDARZ schien endlich am Ziel: Mit dem am vergangenen Donnerstag beschlossenen Beitritt von Noventi war die Phalanx geschlossen; alle nennenswerten Rechenzentren waren in einem Verband vereint. Damit hätten die Rechenzentren gegenüber der Politik, aber auch gegenüber dem Deutschen Apothekerverband (DAV) deutlich geschlossener auftreten können – das erklärte Ziel des Verbands seit der Gründung im Jahr 2018.

Doch bei Noventi war man davon ausgegangen, auch im Vorstand des VDARZ einen Posten zu erhalten. Denn hier wurde mit dem Rückzug von Ommo Meiners (NARZ) ein Platz frei. Die Gesellschafter wählten nicht Noventi-Mann Herbert Wild in den Vorstand, sondern Michael Dörr vom GVL Rechenzentrum, der als Sonderbeauftragter des Verbands auch zuvor schon viele operative Aufgaben übernommen hatte. Vorstandsvorsitzender im VDARZ ist Werner Dick (AVC), außerdem ist Klaus Henkel (ARZ Haan) im Vorstand. Für Noventi war aktuell kein Platz.

Noventi-Chef Dr. Hermann Sommer erklärte auf Nachfrage gegenüber APOTHEKE ADHOC: „Wir fühlen uns vom Verband nicht ausreichend repräsentiert. Daher werden wir als Deutschlands Marktführer die Interessen der Apotheken vor Ort weiterhin selbst und stark vertreten.“

Bei Noventi hat man zudem Bauchschmerzen mit der kritischen Haltung des VDARZ zur Einführung des E-Rezepts zum Jahreswechsel. Der Verband hat sein Bedenken immer wieder vorgetragen und nun auch ein anwaltliches Gutachten vorgelegt, um den DAV in Gesprächen mit der Politik zu munitionieren. Noventi sieht sich dagegen offenbar zur Einführung bereit und teilt die Herangehensweise des VDARZ nicht. Das neue Mitglied wollte den Gesetzgeber nicht mit einem Rechtsgutachten unter Druck setzen.

Sommer dazu: „Wir sind Papier- und E-Rezept-ready und unterstützen den gesetzlichen Willen, das E-Rezept in Deutschland einzuführen, um endlich auch das Gesundheitswesen und vor allem alle Menschen an den Vorzügen digitaler Gesundheitsversorgung teilhaben zu lassen. Dazu kommt, dass es ja gerade in Corona-Zeiten gilt, Kontakte zu vermeiden. DAV und GKV stehen zu den Herausforderungen der Einführung in engem Austausch, wir vertrauen da den Standesorganisationen.“

E-Rezept: Wachsende Skepsis

Bislang hatte der DAV stets an der Seite der Politik gestanden und erklärt, dass die Apotheken bereit seien. Allerdings will auch die Standesvertretung der Apotheker jetzt Kontakt mit der neuen Führung im Bundesgesundheitsministerium (BMG) aufnehmen und zeitnah über das E-Rezept sprechen.

Denn zuletzt waren auch in den eigenen Reihen die mahnenden Stimmen lauter geworden: Das erste Apotheken-Softwarehaus hat seinen Kund:innen aktiv davon abgeraten hat, E-Rezepte zu beliefern. Und mit Abda-Vize Mathias Arnold hat erstmals auch hochrangiger Funktionär vor der Einführung zum Jahreswechsel gewarnt: „Wir haben zum Beispiel das Problem, dass Quittungen nicht identisch sind und von den Kassen nicht anerkannt werden. Gleichzeitig haben wir aber den Kontrahierungszwang und können uns nicht aussuchen, ob wir ein Rezept bedienen oder nicht“, so Arnold. „Wir laufen da möglicherweise in ein offenes Messer.“

Die Standesvertretung der Apotheker scheint also allmählich sogar auf die Linie des VDARZ einzuschwenken.

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