Die Abstimmung im Gesundheitswesen ist oft durch veraltete aber etablierte Kommunikationswege wie Fax oder Telefon geprägt – das kostet mitunter nicht nur Zeit, sondern auch Nerven. Im Kreis Soest läuft derzeit die Testphase eines Modellprojekts, das Apotheken, Arztpraxen und Pflegeeinrichtungen per zertifizierter Messenger-App sektorenübergreifend vernetzt. In sechs Kommunen wird die App erprobt, um medizinische Informationen in Echtzeit auszutauschen.
Die Kommunikation zwischen Apotheke, Arzt und Pflegeeinrichtung läuft via Messenger über Text, Bild, Sprachnachrichten oder live per Telefon- und Videogespräch. Koordiniert wird das Projekt von der Wirtschaftsförderung Kreis Soest (WFG). Die von öffentlicher Hand geförderte Gesellschaft unterstützt Unternehmen und stärkt die regionale Wirtschaft. Sie ist keine staatliche Behörde und arbeitet nicht gewinnorientiert.
Laut WFG sind sowohl spontane als auch asynchrone Abstimmungen jederzeit möglich. „Ergänzend können die Akteure behandlungsrelevante Dokumente – wie Befunde, Laborwerte, Bilder oder Arztbriefe – teilen und gemeinsam bearbeiten.“ Die Nutzung des Messengers von Famedly ist vor allem für die einrichtungsübergreifende Kommunikation gedacht, kann aber auch für interne Absprachen genutzt werden.
Im Rahmen einer Veranstaltung stellte die WFG das geplante, für Teilnehmende kostenlose Modellprojekt vor. „Beim Kick-Off am 12. März vernetzten sich die beteiligten Akteure aus den verschiedenen Kommunen und bildeten jeweils ein Cluster pro Kommune.“
Zu den Beteiligten zählt auch Dr. Stephan Rinn von der Hanse-Apotheke in Lippstadt: „Wir erhoffen uns vom TI-Messenger einen schnelleren und unkomplizierteren Informationsfluss sowie eine leichtere Erreichbarkeit der Praxen und Ansprechpartner in den Pflegeheimen“, sagt er. „Kleinere Unstimmigkeiten auf Rezepten werden heute oft noch telefonisch geklärt. In Einzelfällen müssen Patienten sogar zurück in die Praxis – mit dem TI-Messenger ließen sich solche Rückfragen in wenigen Minuten klären.“
Der konkrete Nutzen für Apothekenteams besteht laut WFG in einer einfachen, schnellen und sicheren Verbindung zu den Arztpraxen und Pflegeeinrichtungen. Der Aufwand für die Nutzung ist gering, und eine zeitgleiche Verfügbarkeit der Kommunikationspartner ist häufig nicht erforderlich. Durch offene Schnittstellen spielt es keine Rolle, welcher der von der Gematik zugelassenen Anbieter genutzt wird.
Die WFG begleitet die Anbindung an die Telematikinfrastruktur, vernetzt die Einrichtungen mit Partnern wie der Bezirksregierung Münster, IT-Firmen und Gematik und fördert den Austausch unter den Projektbeteiligten über Videokonferenzen, Erfahrungsberichte und eine interne Projekt-Homepage.
Inwiefern sich die App in bestehende Abläufe und Systeme der Apotheken integrieren lässt und wie die Nutzung insgesamt bewertet wird, lässt sich laut WFG erst Ende August sagen. „Die Testphase ist erst vor etwa zwei Wochen gestartet, daher können zum jetzigen Zeitpunkt keine validen Aussagen getroffen werden.“
Die App-Erprobung läuft vorerst über drei Monate. „Erkenntnisse aus der Testphase werden im Projektverlauf erwartet. Wird die Nutzung des TI-Messengers überwiegend positiv bewertet, ist es unser Anliegen, eine breitere Anwendung im Kreis Soest anzuregen und zu unterstützen“, betont die WFG. Nach Ablauf der Testphase könnte theoretisch jede deutsche Apotheke mit TI-Anschluss den Messenger nutzen. „Dank der offenen Schnittstellen spielt es keine Rolle, welcher der von der Gematik zugelassenen Anbieter verwendet wird.“