In Geroldsgrün im oberfränkischen Landkreis Hof ist erstmals ein E-Rezept-Terminal eines Versenders in Betrieb gegangen. Der dazugehörige „Klick-Shop“ von der Versandapotheke Medikamente-per-Klick existiert bereits seit 2020, wird nun aber im Rahmen des Pilotprojekts auch für die elektronische Rezeptabwicklung genutzt. Von der Gemeinde wird das Pilotprojekt gefeiert.
Die durch Stecken der elektronische Gesundheitskarte (eGK) ausgelesenen Verordnungen werden via Terminal direkt an den Versender weitergeleitet – allerdings ist die Bedienung des Terminals nur während der Öffnungszeiten – montags bis freitags von 8 bis 13 Uhr – möglich. Der Grund: Das Gerät befindet sich überdacht im „Klick-Shop“ und ist von außen nicht zugänglich.
Die bestellten Rx-Präparate und mitbestellten OTC- und Freiwahlprodukte können entweder direkt im Klick-Shop abgeholt oder kostenfrei nach Hause geliefert werden. Für eine pharmazeutische Beratung steht eine Hotline des Versenders zur Verfügung.
Karlheinz Ilius ist Inhaber der Luitpold-Apotheke im benachbarten Bad Steben und hat den Versandhandel Medikamente-per-Klick aufgebaut, während Silke Ilius als Geschäftsführerin den Klick-Shop in Geroldsgrün leitet. Das neue E-Rezept-Terminal wird versandseitig von PTA und Apothekenfachwirtin Stefanie Hofmann betreut.
Auf Nachfrage zum Projekt erklärte sie, „dass wir aktuell kein Interview hierzu führen möchten“. Die Gemeinde selbst listet das Medikamente-per-Klick-Geschäft in seiner Bürgerinformation als Apotheke; Google klassifiziert es als Drogerie. Medikamente-per-Klick nennt es hingegen „Pickup-Stelle“, bei der Kund:innen seit 2020 ihre Rezepte abgeben können.
Gegenüber dem Amtsblatt betonte die Projektleiterin, dass der Klick-Shop unter der Woche geöffnet sei und die Patient:innen „somit direkt nach ihrem Hausarztbesuch“ dort ihr E-Rezept einlösen könnten. Die Kundinnen und Kunden „erhalten am gleichen Tag, spätestens tags darauf ihre Medikamente nach Hause.“
Auch der Bürgermeister des kleinen Ortes, Stefan Münch (CSU), hob die Praktikabilität nach dem Hausarztbesuch hervor. Gegenüber dem Lokalblatt äußerte er sich positiv zum Pilotprojekt: „Wir haben in Geroldsgrün sowohl viele ältere wie auch nicht mehr mobile Menschen und für diese ist das Angebot vor der Haustür optimal, denn eine zusätzliche Fahrt in den nächstgelegenen Ort mit Apotheke fällt weg.“
Apothekenteams haben zum Konzept eine deutliche Meinung: „Rechtlich kann man dagegen wenig machen, es liegt ja eine Versandhandelserlaubnis vor. Im Prinzip könnte es jeder Apotheker machen.“ Ilius selbst erklärte Mitte Juni 2025 gegenüber dem Bayerischen Rundfunk (BR) noch, dass er sich mit seinem Versandhandel nicht als Konkurrent der Apotheke vor Ort sehe; immerhin versende er seine Waren europaweit, das regionale Geschäft würde nach wie vor bei den Vor-Ort-Apotheken liegen.
Die letzte Apotheke in Geroldsgrün schloss im Jahr 2019. Zuvor hat Apotheker Ahsan Abu Salih dort die Burgstein-Apotheke betrieben – nach dem plötzlichen Tod des bisherigen Betreibers im August 2011. Mittlerweile betreibt er einen Vermittlungsservice für Apothekenpersonal.
Den Klick-Shop als Pickup-Stelle des Versenders gibt es seit Ende Juli 2020 – damals noch montags bis samstags von 9 Uhr bis 12 Uhr geöffnet, in der Woche zusätzlich von 15 bis 18 Uhr. Er stelle eine „ideale Lösung“ dar, wie die Gemeinde Geroldsgrün auf Facebook zur damaligen Eröffnung schrieb: „Weil es schwer ist, ausgewiesene Apotheker als notwendiges Fachpersonal für eine vollwertige Apotheke in den ländlichen Raum zu bekommen.“
Der Ursprungssitz des Versenders liegt in Bad Steben, etwa 5,5 Kilometer von Geroldsgrün entfernt; von dort aus ist die Luitpold-Apotheke zugleich die nächstgelegene Vor-Ort-Apotheke für die Einwohner von Geroldsgrün.
Mittlerweile sitzt der Versender im oberfränkischen Selbitz. Der laut BR-Reportage größte Medikamentenhandel Deutschlands versende pro Tag rund 25.000 Pakete nach ganz Europa. Ilius erklärte, es habe in der Vergangenheit Übernahmeangebote seitens DocMorris und Shop Apotheke gegeben – die habe er allesamt abgelehnt.
Seit Mai 2025 bietet der Versender auch einen Blisterservice an und versorgt rund 900 Patient:innen in der Region. Hier sei laut PTA Michaela Schulze auch eine Verblisterung von Brausetabletten sowie Tropfen oder generell Flüssigkeiten ohne Gehaltsverlust möglich. „Es ist vom Zentrallabor geprüft, dass sie sich 30 Tage lang nicht in Form, Art oder Wirksamkeit verändern.“