Eine Inhaberin aus Rheinland-Pfalz ist entsetzt: „Meine Stammkundin wurde am Telefon massiv von DocMorris belästigt.“ Mehr noch: Man habe sich auch per gefälschter Digitalsignatur an die Arztpraxis gewandt. Die Apothekerin vermutet, dass geschultes Personal gezielt versucht, vor allem ältere, chronisch Kranke per Anruf von der Apotheke vor Ort abzuwerben.
Diese Vorgehensweise sei laut der Inhaberin nicht nur dreist, sondern vor allem skrupellos. „Meine Stammkundin hat mir erzählt, dass eine Mitarbeiterin von DocMorris am Telefon behauptete, dass die Arztpraxen völlig überlastet sind und deshalb ab sofort der Versender dafür verantwortlich sei, die Rezepte zu beliefern“, berichtet sie. Die Apotheke vor Ort hätte somit ausgedient.
„Meine Kundin war daraufhin so verunsichert, dass sie leider Auskunft zu persönlichen Daten gegeben hat, die DocMorris eigentlich gar nichts angehen“, berichtet die Inhaberin. „Sie gab ihre Hausarztpraxis an und hat wohl auch ihre Versicherungsnummer preisgegeben.“ Was daraufhin folgte, machte sowohl die Apothekerin als auch die Stammkundin sprachlos. „DocMorris hat einen vierseitigen Vertrag zur zukünftigen Rezeptbelieferung an den Hausarzt geschickt, inklusive einer digitalen Signatur unter einer angeblich erteilten Vollmacht.“
Zum Glück habe die Arztpraxis auf das Schreiben nicht reagiert und den Vertrag an die Kundin zurückgegeben. „Sie kam ganz verzweifelt zu mir in die Apotheke und berichtete, dass sie sich regelrecht gestalkt vorkomme“, berichtet die Inhaberin, die den Vertrag selbst auch zu Gesicht bekam. Die Kundin sei so weit gegangen, dass sie auch ihre Bank informierte, um ihre Konten zu sichern. „Sie empfand das Vorgehen als so penetrant, dass ihr Angst und Bange wurde. Schlussendlich hat sie eine Anzeige bei der Polizei erstattet.“
Die Inhaberin habe bereits Kontakt zur zuständigen Apothekerkammer aufgenommen. „Man teilte mir mit, dass es bereits mehrere Meldungen dazu gibt. Ich warte jetzt ab, was man mir noch mitteilt.“ Sie sei schockiert, weil es ihrer Meinung nach ein systematisches Vorgehen sei. „Ich habe mich rückblickend schon ab und an mal gefragt: Was ist eigentlich aus dem ein oder anderen Stammkunden geworden?“
Die Apothekerin gibt zu bedenken: „Merkwürdig ist es schon, dass es vor allem ältere Menschen mit chronischen Erkrankungen zu betreffen scheint, aber nachweisen kann man natürlich nichts.“ Sie selbst wusste bisher nicht, dass „solche unlauteren Methoden“ überhaupt angewandt werden.