Auch Niedersachsens Gesundheitsminister Dr. Andreas Philippi (SPD) äußert sich nun zur geplanten Apothekenreform aus dem Bundesgesundheitsministerium (BMG). Er fordert eine zeitnahe Umsetzung der Verhandlungslösung und doppeltes Honorars für Notdienste auf dem Land, hat aber auch einen deutlichen Kritikpunkt an den Reformplänen.
„Seit Jahren sinkt die Zahl der Apotheken in Niedersachsen kontinuierlich. Diese Entwicklung verdeutlicht, unter welchem wirtschaftlichen Druck die einzelnen Apotheken stehen, etwa durch steigende Betriebskosten, Inflation oder nicht angepasster Abgabepreise verschreibungspflichtiger Medikamente“, hält Philippi fest.
Deshalb begrüße Niedersachsen grundsätzlich, das hier etwas getan werden soll, um die Versorgung vor Ort zu stärken. Doch Philippi mahnt auch: „Die avisierte Anpassung der Honorare über Verhandlungslösungmuss zeitnah umgesetzt werden. Besonders der Erhalt von ländlichen Apotheken hat hier oberste Priorität, etwa durch gesonderte Zuschläge für Landapotheken.“
Bis zur Umsetzung sei es laut Philippi unverzichtbar, „die Vergütung ländlicher Apotheken über eine signifikante Anhebung der Nacht- und Notdienstpauschale auf den doppelten Betrag anzuheben“. Auch der Plan für Teilnotdiensten sei richtig, ländliche Apotheken würden so gestärkt, da sie besonders belastet seien. „Das ist für das Flächenland Niedersachsen ein großer Vorteil!“
Niedersachsen fordere zudem schon länger eine unbürokratischere Anerkennungspraxis. „Deshalb begrüßen wir es sehr, dass die Reform neben einem flexibleren Einsatz von Personal – etwa bei der Festlegung von Filial- und Zweigapothekenleitungen – künftig auch die Gründung von Apotheken durch Apothekerinnen und Apothekern mit ausländischem Abschluss vorsieht.“
Doch die Rx-Abgabe ohne Verordnung bei Neumedikation ist dem Gesundheitsminister ein Dorn im Auge. Bei bekannter Langzeitmedikation und innerhalb des abgesteckten Rahmens wäre das „eine praktikable und gute Lösung“. Neue Medikamente bedürften hingegen einer Anamnese, Diagnostik, Diagnose und eines kritischen Abwägens der Behandlungsalternativen. „Auch wenn die Expertise der Apothekerinnen und Apotheker dafür eine wichtige Basis bietet, ist für diese Aufgabe eine zusätzliche bereichsübergreifende Sach- und Fachkenntnis erforderlich. Deshalb sollten hier im Zuge der Apothekenreform entsprechende Anpassungen erfolgen“, so Philippi, der bis zum Amtsantritt als Gesundheitsminister als Chirurg tätig war.
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