Apothekerideen für Apothekenreform

Mehrwertsteuer auf Apotheken umverteilen

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Berlin -

Apotheken entlasten – aber wie? APOTHEKE ADHOC und NUR MAL SO ZUM WISSEN sammeln Apothekerideen für die Apothekenreform. Apotheker und Coach Nikola Bošković plädiert für eine Mehrwertsteuersenkung auf Arzneimittel: „Natürlich hätte der Staat dadurch geringere Einnahmen, müsste aber im Gegenzug auch weniger in das Gesundheitssystem zurückschießen.“

Bošković ist seit März 2020 als Apotheker in Deutschland tätig. Sein Pharmaziestudium absolvierte er 2017 in seiner Heimat Serbien. „Seitdem ich in Deutschland als Apotheker arbeite, wundere ich mich über die Mehrwertsteuer auf Arzneimittel. In den meisten Ländern – so auch in Serbien – gilt für Medikamente der niedrigste Mehrwertsteuersatz. Und das finde ich so auch richtig.“

Allein durch eine Senkung könnten die Krankenkassen jährlich rund 5 Milliarden Euro sparen, schätzt der Apotheker: „Der Rx-Umsatz 2023 lag bei rund 55,7 Milliarden Euro.“

Staat sollte nicht an kranker Bevölkerung verdienen

Für ihn ergebe es wenig Sinn, dass der Staat derart an einer kranken Bevölkerung verdient. „Natürlich hätte der Staat dadurch geringere Einnahmen, müsste aber im Gegenzug auch weniger in das Gesundheitssystem zurückschießen.“

Beim Preis der Rx-Arzneimittel gibt es laut Bošković ebenfalls Spielraum. „Durch eine Mehrwertsteuersenkung wäre eine Erhöhung des Fixhonorars möglich, ohne die Krankenkassen zu belasten.“ Der Betrag bliebe noch zu diskutieren: „Ich persönlich halte 11,50 Euro für realistisch.“

Falls eine Mehrwertsteuersenkung politisch nicht gewollt sei, fände der Apotheker es „zumindest fair, wenn die 8 bis 9 Milliarden Euro Rx-Mehrwertsteuer direkt Ärzten und Apotheken zugute kämen – und nicht den Krankenkassen

Krankenkassen, Kassenabschlag, Zuzahlungen

Seine weiteren Ideen:

  • Krankenkassenfusionen: Vier bis zehn statt aktuell um die 90 Kassen („Deutschland braucht keine 90 Krankenkassen, jeweils mit eigenem Vorstand, eigenen Aufsichtsräten und eigenen Strukturen. Das System ist ohnehin komplex genug. Ich sollte nicht wissen müssen, ob die BKK Niederkaltenkirchen das dritte Paar Kompressionsstrümpfe (KKL2) in Schwarz übernimmt, während Hautfarbe nur mit Genehmigung möglich ist.“)
  • Kassenabschlag von 1,77 Euro brutto auf 1,25 Euro netto angepassen: „Zudem sollte der Abschlag nur bei den Krankenkassen anfallen, die die Zuzahlungen selber einziehen. Bei Kassen, bei denen es die Apotheken machen, sollte der Abschlag entfallen.“
  • Die bisherigen 21 Cent pDL-Pauschale nutzen, um den NNF-Zuschlag von 20 auf 30 Cent anzuheben.
  • Überarbeitung der Zuzahlung von Rx-Präparaten; bis 30 Euro → 5 Euro, 30 bis 120 Euro → 10 Euro, 120 bis 500 Euro → 15 Euro, über 500 Euro → 20 Euro: „Die meisten Arzneimittel liegen ohnehin in den ersten beiden Kategorien. Der durchschnittliche Einkaufspreis liegt bei etwa 45 Euro, die Mehrzahl der Patienten wäre somit nicht stärker belastet.“
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