Die CDU stellt sich den Apotheken: Die gesundheitspolitische Sprecherin der Union, Simone Borchardt, lädt in ihrem Wahlkreis in Mecklenburg-Vorpommern zu einer Diskussionsveranstaltung. Rund 200 Teilnehmer:innen aus Apotheken haben sich angekündigt – viele Betriebe schließen am Nachmittag und nutzen dies, um auf die wirtschaftlichen Probleme in den Betrieben aufmerksam zu machen.
Um 17 Uhr beginnt heute im Luise-Reuter-Saal in Grevesmühlen der „Apothekengipfel“. Auf dem Podium diskutieren Borchardt, Kathy Hofmeister (CDU) und Markus Oelze, Vorsitzender des Apothekerverbandes Mecklenburg-Vorpommern. Die Veranstaltung sei zustande gekommen, weil viele offene Briefe an Borchardt geschrieben wurden, die ihren Wahlkreis in Mecklenburg-Vorpommern hat. „Sie hat uns daraufhin dieses Gespräch angeboten“, sagt Oelze.
Hintergrund ist der vorgelegte Referentenentwurf zur Apothekenreform. „Viele der im Koalitionsvertrag angekündigten Ziele werden nicht umgesetzt. Wir wollen die Auswirkungen der geplanten Reformen sachlich und lösungsorientiert diskutieren – und mit Blick auf Mecklenburg-Vorpommern konkrete Vorschläge machen, wie die wohnortnahe, gut funktionierende Struktur der Arzneimittelversorgung erhalten und weiterentwickelt werden kann“, sagt Oelze.
Über die Pläne des Bundesgesundheitsministeriums (BMG) ist Oelze schockiert: „Es ist die Bombe, die das Apothekensystem sprengen würde.“
Er selbst schließt seine Apotheken Zu den drei Rosen in Jarmen ebenfalls am Mittwochnachmittag. Eigentlich wäre der Betrieb bis 18 Uhr geöffnet. Apotheken dürften mit Anzeige bei der Kammer zwei Nachmittage in der Woche schließen. Viele Kolleginnen und Kollegen nähmen allein wegen der weiten Wege von dieser Möglichkeit Gebrauch. Auch Oelze reist mehrere Stunden mit mehreren Teammitgliedern an. „Viele meiner Mitarbeiter, gerade die Approbierten, verstehen sich als Heilberufler und nicht als Verkäufer“, betont er.
Am gesamten Nachmittag könne es aufgrund der Teilnahme von Apothekenteams zu deutlichen Einschränkungen der Öffnungs- und Beratungszeiten kommen, informiert der Apothekerverband. Die Zahl der Anmeldungen zeige, wie groß der Gesprächsbedarf und der Druck bei den Kolleginnen und Kollegen sei, so Oelze. Die Veranstaltung wurde wegen der Nachfrage in eine größere Halle verlegt. Regional sei eine Beschränkung auf die diensthabenden Apotheken möglich. Der Not- und Bereitschaftsdienst sei sichergestellt. Patientinnen und Patienten wurden gebeten, planbare Abholungen nach Möglichkeit bereits am Vormittag zu erledigen.
Auch Axel Pudimat von der Aesculap Apotheke in Rostock weist auf den „Apothekengipfel“ hin. „Es reicht“, informiert er die Kundschaft. „Bitte haben Sie Verständnis, dass wir an diesem Mittwochnachmittag nicht wie gewohnt für Sie da sind.“ Seine Apotheke werde ab 15 Uhr schließen und nur noch über die Notdienstklappe versorgen. „Unzureichende Bedingungen lassen immer mehr Apotheken sterben. Wir fordern eine Apothekenreform, die das Apothekensterben stoppt und die Versorgung stärkt.“
Im Wahlkreisbüro von Borchardt informiert ein Sprecher, dass es sich um eine „offene Veranstaltung“ handele. Zusätzlich zu Apotheken hätten sich auch zahlreiche Medien angemeldet. Die CDU-Politikerin ist regelmäßig im Kontakt mit Apotheken und traf sich im Oktober etwa mit der Freien Apothekerschaft (FA) in Berlin.