Versorgung auf mehreren Schultern

Apothekenreform: Warken verteidigt Kompetenzerweiterungen

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Berlin -

Die im Referentenentwurf für eine Apothekenreform vorgesehenen Kompetenzerweiterungen für die Apotheker haben in der Ärzteschaft für Kritik gesorgt. In einem Interview mit dem Deutschen Ärzteblatt hat Gesundheitsministerin Nina Warken (CDU) erneut betont, dass es zukünftig eine Primärversorgungsstruktur mit mehreren Bausteinen brauche. Die Versorgung müsse auf mehrere Schultern verteilt werden, auch die Apotheken spielten eine Rolle.

Um die Herausforderungen im Gesundheitswesen zu stemmen, müsse man zukünftig eher von einer Primärversorgungsstruktur als von einem Primärärztesystem sprechen. „Wir brauchen mehrere Schultern, auf die wir Versorgung verteilen. In diesem Zusammenhang macht es Sinn, grundsätzlich die Apotheke in der Gesundheitsversorgung vor Ort zu stärken“, erklärt die Ministerin im Interview.

Apotheken sollten eine Anlaufstelle für die Bürgerinnen und Bürger in Gesundheitsfragen werden – angefangen beim Impfen sowie für Beratung bei Nikotinentwöhnung oder bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Die Apothekenreform solle als Chance gesehen werden, betonte sie.Es sei ein Angebot, damit die Selbstverwaltung Inhalte gestalten könne und damit für die Bürgerinnen und Bürger neue Möglichkeiten geschaffen werden könnten. Deshalb sollten sich nun alle Akteure konstruktiv in den Gesetzgebungsprozess einbringen und danach den gesetzlich vorgegebenen Rahmen mit Inhalt füllen, betonte sie.

Die Sorgen der Ärzteschaft hinsichtlich der Qualität und Sicherheit der Patientenversorgung nehme sie fachlich ernst, erklärte die Ministerin. „Wir setzen darauf, dass Ärztinnen und Ärzte und Apothekerinnen und Apotheker gemeinsam daran mitwirken, in welchen abgegrenzten Bereichen, unter welchen Voraussetzungen Arzneimittel abgegeben werden können“, erklärte sie.

Der Vorschlag im Referentenentwurf sei, dass Arzneimittel in kleinen Packungen bei einer bestehenden Dauertherapie sowie Arzneimittel bei akuten, aber unkomplizierten Erkrankungen direkt in Apotheken abzugeben seien. In Ländern wie Frankreich, Großbritannien und in der Schweiz lägen dazu bereits Erfahrungen vor.

Das zusätzliche Angebot für Bürgerinnen und Bürger solle weiter gute Qualität und keine Verunsicherung bringen, sondern Ärzte entlasten, betonte sie. Das Bundesinstitut für Arzneimittel (BfArM) und die Kammern von Ärzten und Apothekern würden eingebunden. „Die starke Selbstverwaltung ist ein Vorteil, den wir im Gesundheitswesen haben“, so die Ministerin.

Auch bei Notfällen brauche es eine bessere Steuerung. Mit der angekündigten Notfallreform wolle die Ministerin Anfang November in das Verfahren starten.

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