Mecklenburg-Vorpommern versorgt zwar mit 22,6 Apotheken pro 100.000 Einwohner:innen im Vergleich zum Bundesdurchschnitt verhältnismäßig gut – auf dem Papier. In dem dünn besiedelten Flächenland lässt sich die Realität mit solchen Zahlen jedoch nur unzureichend abbilden. Um sich ein Bild von der Lage vor Ort zu machen, war Gesundheitsministerin Stefanie Drese (SPD) im Rahmen ihrer Sommertour bei Jacqueline Diem, Inhaberin zweier Apotheken in Parchim, und drängte auf eine Apothekenreform.
Ein zentrales Thema war das zunehmende Apothekensterben – insbesondere im ländlich geprägten Mecklenburg-Vorpommern. Die Ursache hierfür liegt laut Diem in einem Zusammenspiel verschiedener Faktoren: „Die Vergütung wurde seit über 20 Jahren nicht angepasst, während die betrieblichen Kosten – etwa für Personal, Energie, Miete und IT – massiv gestiegen sind.“ Hinzu komme die zunehmende Willkür seitens der Krankenkassen, insbesondere in Form von Retaxationen im Bereich der Rezepturen, die Existenzen bedrohten. Auch der Personalmangel sowie eine ausufernde Bürokratie erschwerten den Alltag und wirken sich auf die Attraktivität des Berufs und des Betriebsstandorts negativ aus, kritisierte Diem.
Bei ihrem Besuch betonte Drese die Notwendigkeit einer Apothekenreform, „die von der vormaligen Ampel-Regierung nicht mehr realisiert wurde“, wie es aus ihrem Ministerium heißt. Die im Koalitionsvertrag in Aussicht gestellten Maßnahmen würden aber auch für die Apotheken in Mecklenburg-Vorpommern Positives mit sich bringen.
Jetzt ginge es um eine zeitnahe Umsetzung: „Besonders für ländliche Regionen könnten die geplanten Änderungen zu einer Stärkung der Apothekenfinanzierung beitragen und eine deutliche Verbesserung der Versorgungssituation bedeuten“, sagte Drese. Eine Anhebung des Fixums auf 9,50 Euro sei gut, die möglichen 11 Euro in unterversorgten Gebieten besonders für das Flächenland positiv. Bürokratieentlastungen und weniger Dokumentationspflichten sind laut der Gesundheitsministerin überfällig.
Apotheker:innen bräuchten dringend ein auskömmliches Honorar: „Die Vergütungen müssen an die allgemeinen Preissteigerungen angepasst werden, um die Wirtschaftlichkeit der Apotheken zu sichern“, erklärte Drese. Weitere Verhandlungslösungen mit den Kassen und die Aufhebung des Skonti-Verbots würden die wirtschaftliche Situation vieler Apotheken verbessern, verdeutlichte die Ministerin.
„Unsere fast 1000 Apothekerinnen und Apotheker in den 369 Apotheken in Mecklenburg-Vorpommern gewährleisten vor Ort die sichere Versorgung der Bevölkerung mit Arzneimitteln. Gleichzeitig beraten sie die Menschen fachkundig zu deren Anwendung und Risiken, stellen individuelle Rezepturen her und prüfen Medikamente auf ihre Qualität. Davon konnte ich mich bei meinem Besuch in Parchim überzeugen“, resümiert die Ministerin nach ihrem Besuch.
Thema sei außerdem die ab 2026 geplante Notdienstreform in Mecklenburg-Vorpommern gewesen. „Ich konnte meine Zufriedenheit mit dem neuen Modell zum Ausdruck bringen, dass eine deutliche Entlastung für viele Apotheken im Land bedeuten wird“, erklärt Inhaberin Diem.
Es sei ein konstruktiver Austausch auf Augenhöhe gewesen, berichtete die Inhaberin nach dem Besuch. „Gleichzeitig hoffe ich, dass den guten Gesprächen nun auch konkrete Maßnahmen folgen.“
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