Erstmals Rückgang bei PTA

Trendwende: Mitarbeiterschwund in Apotheken

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Berlin -

Weil angeblich Apothekerinnen und Apotheker fehlen, will Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) die Versorgung in seinen „Light-Filialen“ durch PTA sichern. Die Zahlen sprechen eine ganz andere Sprache: Während die Zahl der Approbierten langsam, aber kontinuierlich steigt, zeichnet sich ausgerechnet bei PTA erstmals ein Rückgang ab.

Rund 167.600 Menschen arbeiten laut Gesundheitsberichterstattung des Bundes (GBE) in den rund 18.000 Apotheken; Reinigungskräfte, Fahrer und andere externe Kräfte nicht mitgezählt. Obwohl die Zahl der Betriebe seit 2008 abnimmt und der Trend sich seit 2018 sogar deutlich verschärft hat, wachsen die Beschäftigungszahlen stetig an: Zwischen 2000 und 2010 weist die GBE über alle Berufe hinweg ein Plus von 8,4 Prozent aus, zwischen 2011 und 2020 waren es sogar 9,3 Prozent.

Doch zuletzt kam es zu einer Trendwende: Sowohl 2021 als auch 2022 sank die Gesamtzahl der Mitarbeitenden in den Apotheken. 

Die Zuwachsraten waren zuletzt fast durchweg negativ.Grafik: APOTHEKE ADHOC

Trendwende bei PTA

Am stärksten beeinflusst wird die Zahl der Beschäftigten insbesondere an der Gruppe der PTA: Zwischen 2000 und 2020 hat sich ihre Zahl fast verdoppelt – auf knapp 69.600. Als zahlenmäßig stärkste Berufsgruppe in der Apotheke machen sie einen Anteil von mittlerweile 41 Prozent aus.

Doch dann endete die Wachstumsphase, sowohl 2021 als auch 2022 ging die Zahl der PTA in Apotheken zum ersten Mal überhaupt zurück. Zwar gibt es nach wie vor etwas mehr als 69.000 PTA; das Minus über beide Jahre hinweg lag auch nur bei knapp 0,8 Prozent. Aber der langfristige Trend scheint gebrochen: Wuchs die Zahl der PTA von 2000 bis 2010 noch um 45 Prozent, waren es von 2010 bis 2020 noch 27 Prozent, wobei das Plus von 2015 bis 2020 nur noch bei 9 Prozent lag. Auch die Bundesagentur für Arbeit (BA) führt PTA in ihrer Fachkräfteanalyse mittlerweile als Mangelberuf auf, das Verhältnis zwischen offenen Stellen und Arbeitssuchenden PTA habe sich verschlechtert.

Ausbildungszahlen ebenfalls rückläufig

Diese Situation wird sich in Zukunft wohl eher verschärfen. Denn mit mehr als 2900 hatte die Anzahl an PTA-Praktikantinnen und PTA-Praktikanten in den Apotheken schon 2005 ihren Höhepunkt erreicht. Seit 2015 werden pro Jahr nur noch ungefähr 2100 Menschen gezählt, die mit dem sechsmonatigen Praktikum in der Apotheke ihre Ausbildung abschließen.

Und noch ein weiteres Problem zeichnet sich ab: Vergleicht man die Anzahl an PTA mit den vom Statistischen Bundesamt (Destatis) veröffentlichten Vollzeitäquivalenten, liegt die Teilzeitbeschäftigung bei PTA mit fast 50 Prozent sehr hoch – und sie wird beliebter. Dieses Phänomen ist in den GBE-Zahlen nicht berücksichtigt, sodass in Zukunft sogar noch mehr PTA notwendig werden könnten, um die Versorgung sicherzustellen.

Den größten Zuwachs gab es in den vergangenen 20 Jahren bei PTA, doch das Wachstum scheint gestoppt.Grafik: APOTHEKE ADHOC

Mehr Approbierte

Dagegen wächst die Zahl der Apothekerinnen und Apotheker – allen Warnungen vor einer Abwanderung etwa in die Industrie zum Trotz. Allerdings ist diese Entwicklung deutlich langsamer als PTA. Während der Trend zunächst instabil war – 2012 und 2015 hatte sich die Zahl der Approbierten in den Apotheken jeweils im Vergleich zum Vorjahr sogar leicht verringert – ist seit 2017 ein stetiges Plus zu verzeichnen. Zwischen 2012 und 2022 lag der Zuwachs bei 11 Prozent, in den zehn Jahren zuvor waren es wegen einer Delle bei den Universitätsabschlüssen nur 4 Prozent.

In den letzten 20 Jahren sind so rund 8000 Approbierte in den Apotheken hinzugekommen, insgesamt waren 2022 knapp 56.400 Apothekerinnen und Apotheker in Apotheken beschäftigt. Auch bei Apothekerinnen und Apothekern liegt die Teilzeitbeschäftigung nach Destatis-Daten mittlerweile bei mehr als 40 Prozent, Tendenz auch hier steigend.

PKA und Apothekenhelfer rückläufig

Die Anzahl der PKA – inklusive Apothekenhelferinnen und -helfer – sinkt seit Jahren langsam aber beständig, und zwar von 41.500 in der Spitze im Jahr 2002 auf zuletzt knapp 33.800. Der Beruf sei schlichtweg nicht mehr so gefragt auf dem Markt, sagen Experten. Viele Inhaberinnen und Inhaber lassen die Arbeit von PTA miterledigen oder setzen auf anderweitig ausgebildete Arbeitskräfte.

Besonders steil ging die Kurve 2003 und 2004 bergab: In den beiden Jahren war die Anzahl beschäftigter PKA und Apothekenhelfer in den Apotheken insgesamt um mehr als 3200 Beschäftigte gesunken. Weil zeitgleich auch die Zahl der Apothekerinnen und Apotheker leicht rückläufig war, gab es damals schon einmal ein Minus bei den Beschäftigtenzahlen in Apotheken insgesamt – und das trotz der hohen Wachstumsrate bei PTA.

Immerhin: Die Zahl hält sich seit einigen Jahren stabil – und es gibt die Hoffnung, dass der Bedarf durch Veränderungen wie die Digitalisierung wieder steigen wird.

Pharmazieingenieure gehen in Rente

Leicht zu erklären ist der Rückgang der Pharmazieingenieure, denn seit 1994 gibt es diesen Ausbildungsberuf aus der ehemaligen DDR nicht mehr. Dementsprechend nimmt die Anzahl seit Jahren ab: Gab es 2000 noch rund 7810 Pharmazieingenieure und Apothekerassistenten, waren es zuletzt nur noch rund 3770. Entsprechend gering ist mit 2,3 Prozent ihr Anteil unter den Berufen in den Apotheken.

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