Mit Spannung hat Dr. Daniel Negyesi den Notdienstplan für das kommende Jahr erwartet. Als der Inhaber der Kronen-Apotheke in Tuningen im Oktober immer noch nichts von der Landesapothekerkammer Baden-Württemberg hörte, wurde er ungeduldig. Erst Ende des Monats kam die Übersicht und seine schlimmsten Vermutungen erfüllten sich. Bei der Kammer verweist man auf die „Vorabtauschphase“ und die Schließungen, die einkalkuliert werden müssten.
Der Notdienstplan sei viel zu spät gekommen, klagt Negyesi. „Im vergangenen Jahr war es Anfang Oktober, also auch relativ spät.“ Zudem sei nicht klar gewesen, ob die Übersicht per Post oder elektronisch kommen werde. „Ich habe mehrmals nachgefragt, wann endlich der Notdienstplan kommt.“ Es sei unmöglich, dass es keinen verbindlichen Termin für Inhaberinnen und Inhaber gebe, wann sie ihre Dienste für das kommende Jahr erhielten.
Negyesi war eine frühe Planung wichtig, weil er erstmals seit acht Jahren über Weihnachten mit seiner Familie in die alte Heimat nach Ungarn fahren will. Gemeinsam mit seiner Frau, die ebenfalls Apothekerin ist, und den drei Kindern will er die Feiertage mit der Familie verbringen. Kurzfristig Flugtickets zu buchen, verursache höhere Kosten, sagt er.
Ausgerechnet an Neujahr wurde Negyesi jetzt eingeteilt. „Es ist unmöglich, den 1. Januar zu tauschen.“ Das Prozedere sei sehr „aufwendig und kompliziert“. Eine Vertretung für diese Zeit zu finden nahezu unmöglich. Die einzige Lösung für den 37-Jährigen ist eine kurze Unterbrechung des Urlaubes. „Ich fliege am 31. Dezember zurück nach Deutschland“, sagt er. Nach dem Dienst werde er am 2. Januar wieder nach Ungarn fliegen. Ein weiteres Problem: Damit wird er den 8. Geburtstag seines Sohnes verpassen, der am 1. Januar geboren ist.
Negyesi erwartet für seinen Feiertagsdienst einen großen Zulauf. „Es wird stressig werden.“ Weil nicht mehr wie früher auf Notdienstkreise gesetzt werde, sei die Distanz zur nächsten Apotheke oft sehr weit, sagt er. „Teilweise fahren die Kunden bis zu 40 Kilometer.“ An einem normalen Sonntag kämen mitunter 120 Menschen. „Das sind wirkliche Notfälle, ich denke, das wird am 1. Januar auch so sein. Für ein Nasenspray fährt niemand so weit.“
Der Inhaber wünscht sich von der Kammer eine optimierte Planung. „Ich denke, nächstes Jahr kommt es wieder so, das stört mich.“ Er schlägt vor, dass für das Folgejahr für Januar bis Juni bereits ein Entwurf für den Dienstplan bis Ende Juni verschickt werde. Die zweite Hälfte sollte bis Ende Oktober zugeschickt werden. „Damit können Sie die Schließungen besser einkalkulieren und wir können auch besser und effizienter planen.“
Bei der Kammer räumt man ein, dass der „vorläufige Notdienstplan“ im Oktober verschickt wurde. „An diesen schließt sich eine Vorabtauschphase an, in der bereits vor den offiziellen Notdienstanordnungen Tausche durch die Apothekenleiter vorgenommen werden können“, sagt eine Sprecherin. Erst danach würden die Anordnungen versendet. „Dennoch ist es auch dann noch möglich, Notdienste mit Kollegen zu tauschen.“
Eine frühere Bekanntgabe der Notdienste, beispielsweise im Sommer, sei nicht einfach so möglich, da die nach wie vor hohen Schließungszahlen eine verlässliche Planung weit im Voraus deutlich erschwerten. „Darüber hinaus muss die Planung der Notdienste aufgrund der Verzahnung mit den Ländern Rheinland-Pfalz, Bayern und Hessen mit den anderen Kammern abgestimmt sein.“
In anderen Kammerbezirken erhalten die Inhaberinnen und Inhaber bereits vor dem Herbst die Dienstpläne für das Folgejahr. „Der Versand der Notdienstpläne erfolgt stets Ende Juni“, sagt ein Sprecher der Apothekerkammer Westfalen-Lippe. In Hessen wurde der Plan vor etwa acht Wochen online gestellt, in dieser Woche kamen die Schreiben, welche Termine exakt auf welche Apotheke fallen.
In Baden-Württemberg wurde der Notdienstplan erstmals für 2025 mit KI-Unterstützung erstellt. Die Reaktionen der Apothekerinnen und Apotheker im Land fiel wie in anderen Bezirken nach der Umstellung unterschiedlich aus.