Der Wechsel der Warenwirtschaft hat in der Olympia-Apotheke für viel Mehrarbeit und Ärger gesorgt. Denn auch die KIM-Adresse wurde geändert, doch die Löschung oder Deaktivierung der vorherigen dauerte knapp zwei Monate. „Seitdem verschwanden regelmäßig Rezepte und Informationen, wenn die Arzthelferin, zu Recht, dachte ‚Olympia-KIM‘ passe doch“, sagt Heiter Schlenker. Er warnt vor Chaos und Gefahren, weil bei der Telematikinfrastruktur (TI) Veränderungen nicht vorhergesehen seien.
In der Olympia-Apotheke in Durmersheim war ein Wechsel des Warenwirtschafts-Anbieters nötig. Denn das bisherige System, Jump von Noventi, wird abgeschaltet. Der neue Anbieter – Pharmatechnik – wollte die KIM-Adresse nicht übernehmen und setzt auf sein eigenes Angebot. Deshalb kündigte Schlenker, der sich im Betrieb seiner Frau unter anderem um die betriebswirtschaftlichen Themen der Apotheke kümmert, zum 1. März bei der Gedisa.
Doch dort habe man es in drei Anläufen nicht geschafft, die Adressen aus dem öffentlichen Adressbuch zu nehmen, sagt er. Immer wieder musste er nachfragen und nichts geschah. „Es waren weiter zwei Adressen erreichbar.“ Auf Nachfrage schob man die Verantwortung an Dienstleister, wie Akquinet. Das Unternehmen ist ein von der Gematik zugelassener KIM-Anbieter.
Dort erfuhr man laut eigenen Angaben erst Mitte April von dem Problem: „Wir haben das Anliegen bei Akquinet intern nachverfolgt und können sicher sagen und nachweisen, dass wir die Kündigung der KIM-Adresse erst am 15.4. von dem 1st Level- Support der Gedisa erhalten haben und die KIM-Mailadresse der Apotheke nur einen Tag später, am 16.4., abgeschaltet wurde", sagt eine Sprecherin. „Uns ist die Relevanz der TI und KIM für die Apotheken sehr bewusst. Daher achten wir sehr darauf, immer möglichst schnell und im Sinne des Kunden zu handeln." Zudem erklärte sie, dass es durchaus möglich sei, mehrere KIM-Adressen zu bedienen, es müsse nur eingerichtet sein.
Da weiterhin die Adresse für Ärzt:innen erreichbar war, schickten diese Rezepte und Informationen ins Leere. „Die Patienten bekommen deshalb ihre Arzneimittel nicht und sind verärgert“, sagt Schlenker. Die Arztpraxen treffe keine Schuld, auch sie seien wie die Apotheken „Opfer“ des Systems. Ende April wollte man es geschafft haben, das Problem zu lösen. „Dabei haben wir im Vorfeld bei der Gedisa gekündigt.“
Bei den neuen technischen Angeboten für Apotheken seien keine Veränderungen vorgesehen, so Schlenker. Es gebe sehr viele Anbieter und vieles sei beliebig oft buchbar. Für die Apotheke sei nur eine KIM-Adresse pro TI abrufbar, doch die Praxis könne an alle senden. „Also gehen gegebenenfalls lebenswichtige Informationen verloren, obwohl der Arzt nachweisen kann, dass er diese an die Apotheke geschickt hat. Umzugsprozesse sind nirgendwo in der TI sinnvoll berücksichtigt.“ Ein Problem sei, dass man „die Ernsthaftigkeit der Lage den Dienstleistern nicht vermittelt bekomme.
Schlenker zufolge ist das KIM-Dilemma nur ein Beispiel. „Der eigentliche Punkt ist, dass ich hier meine eiegntliche Arbeit nicht machen kann, weil ich mich um so etwas kümmern muss – um Probleme, die nicht die Baustelle der Apotheke sind. Das zieht sich durchs ganze System.“